+ Hauptversammlung in positiver Gesamt-Atmosphäre
+ Beteiligung an der Prismade Labs GmbH wurde aufgestockt
+ Überraschung: Großes Aktienpaket enthält sich der Stimme
Am 14. Juni 2018 trafen sich die Edding-Aktionäre im Ahrensburger Kulturzentrum Marstall zur diesjährigen Hauptversammlung. Auch in diesem Jahr wurde für die Aktionäre ein Shuttle-Service vom und zum Ahrensburger Bahnhof organisiert. Nachdem auch der offenbar maulwurfsblinde SH-Investor diesen Shuttle-Service gefunden hatte, konnte die teilweise rasante Fahrt zur Hauptversammlung losgehen. Noch vor Versammlungsbeginn wurden die Aktionäre reichlich mit Kaffee und Kuchen, sowie anderen Leckereien versorgt. Auch mehrere Produkte aus dem Sortiment der Edding AG gab es wiedereinmal zur kostenlosen Mitnahme.
Strategie 2020: Umsatzziele gekappt, Ergebnis bestätigt
Zu Beginn eröffnete Aufsichtsratsvorsitzender Chehab Wahby die Hauptversammlung. Es folgte die übliche Präsentiererei der Zahlen aus dem Geschäftsbericht, sowie ein Ausblick auf die kommenden Jahre. Der Vorstandsvorsitzende Per Ledermann wies die Aktionäre darauf hin, dass durch die nun verpflichtende Anwendung der IFRS-15 Standards die Werbekostenzuschüsse nicht mehr als Aufwand, sondern als direkt umsatzmindernd zu buchen seien. Insofern würde sich der Umsatz künftig auf dem Papier verschlechtern, das Jahresergebnis bliebe davon jedoch unberührt. Dementsprechend müssen die Umsatzziele aus dem Programm „Strategie 2020“ von 180 Mio. etwas nach unten auf 140 bis 150 Mio. Euro korrigiert werden. Das Ziel, bis 2020 ein EBIT von 18 Mio. Euro zu erreichen, könne jedoch bestätigt werden, so Ledermann in seiner Präsentation.
In seiner Rede stellte CEO Per Ledermann auch mehrere neue Produkte der Edding AG vor. Darunter waren durchaus auch ein paar interessante Dinge, unter anderem eine neue Reinigungspaste, mit der es möglich sei „erstmals Edding-Markierungen wieder zu entfernen“, so Ledermann. Dies sei insbesondere für zum Beispiel Nahverkehrsunternehmen interessant. Weiterhin nicht so gut entwickelt wie erwartet habe sich hingegen das Geschäft mit Toner und Kosmetik. Dennoch sehe man auch in diesen Bereichen erste Erfolge.
Probleme in Südamerika, Türkei und Großbritannien
Probleme bereiten dem Konzern jedoch insbesondere die wirtschaftlichen Schieflagen in den Ländern Türkei, Argentinien und Brasilien, sowie auch in Großbritannien. Die dort stark schwächelnden Währungen würden zunehmend für Belastungen sorgen. In der Türkei bewege man sich neuerdings zudem in einem hochinflationären Umfeld. Hierauf solle künftig mit häufigeren Preiserhöhungen reagiert werden. Bisher habe man dort lediglich nach der alten Kaufmann-Devise „Eine Preisanpassung pro Jahr“ gehandelt, gab Vertriebsvorstand Thorsten Streppelhoff zu.
Trotz der Probleme plant man an den Gesellschaften und dem Vertrieb in den betreffenden Ländern festzuhalten. Insbesondere im kriselnden Südamerika sieht der Vorstand durchaus auch Chancen in der schwierigen Situation: „Wir haben die Hoffnung, in der aktuellen Situation, in der sich die meisten Wettbewerber aus den Ländern zurückziehen, Marktanteile zu gewinnen“, so CEO Per Ledermann.
Prismade-Beteiligung aufgestockt
Neuigkeiten gab es bezüglich der Edding-Beteiligung an der Prismade Labs GmbH aus Chemnitz zu vermelden. Nachdem man 2017 einen Anteil von 25,1% an der Gesellschaft erworben hatte, habe man diesen im laufenden Jahr auf genau 50% aufgestockt. Der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK), Josef Gemmeke, wollte hierzu wissen, warum man lediglich 50% übernommen und auf den Kauf der sprichwörtlichen „goldenen Aktie“ verzichtet habe. Zudem wollte er wissen, wem die restlichen 50% der Prismade GmbH gehören.
Dies beantwortete der Vorsitzende Per Ledermann wie folgt: Häufig ginge es großen Unternehmen bei einer Beteiligung an kleineren Start-Up-Unternehmen ersteinmal nur darum, sich die Macht im Unternehmen zu sichern. Auf diese veraltete Verhaltensweise habe man jedoch bewusst verzichtet, um der Start-up-Kultur der Prismade Labs GmbH nicht zu schaden und den beiden Unternehmensgründern ihre intrinsische Motivation zu erhalten. Im Falle einer Patt-Situation sei die Edding AG jedoch in der Lage über den Beirat Konflikte in ihrem eigenen Interesse zu entscheiden. Die restlichen 50% der Unternehmensanteile verbleiben demnach bei den Unternehmensgründern Karin Weigelt und Jan Thiele.
Der „Edding-Code“
Die Prismade Labs GmbH entwickelt derzeit den „Edding Code“. Beim Edding Code soll es sich um eine Alternative zu den beiden bekanntesten Technologien zur automatischen Identifizierung und Informationsübertragung handeln, der „Radio Frequency Identification“ (RFID) und der Near Field Communication (NFC). Mit dem Edding Code solle vermieden werden, dass teure Mikrochips zum Einsatz kommen müssten, die am Ende als Elektroschrott in der Umwelt landeten. Gleichzeitig soll der Edding Code fälschungssicherer als ein herkömmlicher QR-Code sein. So will man mit dem Edding Code beispielsweise Eintrittskarten automatisiert lesbar und gleichzeitig fälschungssicher machen.
Diese Ausführungen durch CEO Ledermann riefen natürlich Nachfragen seitens der Aktionäre hervor. Der extra aus Österreich angereiste Aktionär Warmuth wolle wissen, inwieweit der Edding Code ein Alleinstellungsmerkmal besitze oder ob es auf diesem Gebiet noch andere ähnliche Entwicklungen gäbe. Der Vorstand Thorsten Streppelhoff konnte diese Nachfrage nur insoweit beantworten, als dass der Markt durch sehr viele technologische Neuentwicklungen zu unübersichtlich sei, um sagen zu können, ob der Edding Code hier ein konkurrenzloses Alleinstellungsmerkmal besitze. In jedem Fall bestünde mit der Prismade Labs GmbH ein Exklusivitätsabkommen, sodass direkte Edding-Konkurrenten kein Entwicklungspartner von Prismade werden könnten, so IT-Vorstand Sönke Gooß weiter.
Diskussion um Dividende, Digitalisierung und DSGVO
Aktionär Warmuth deckte in seiner Rede zudem auf, dass der Edding-Konzern auf einer Netto-Liquidität von 18 Mio. Euro sitze und wollte wissen, ob mit dem Geld in Zukunft eine Investition geplant sei. Falls nicht, so fände er, hätte man den vollen Jahresüberschuss aus 2017 als Dividende ausschütten sollen. Per Ledermann sagte, mit der Netto-Liquidität sei derzeit keine Investition geplant. Bezüglich der Dividendenpolitik sagte Finanzvorstand Sönke Gooß, es sei das Ziel des Vorstands, langfristig rund 50% des Überschusses der Aktiengesellschaft auszuschütten. Dabei wolle man auch darauf achten, dass die Ausschüttungsquote im Konzern nicht unter 30% sinke. Beides sei mit der beschlossenen Dividende erfüllt.
In Bezug auf den internen Stand der Digitalisierung sei die Edding AG noch „nicht am Ende des Weges“, gab der Vorsitzende Ledermann zu. So gebe es noch das ein oder andere Formular, welches man durchaus digitalisieren könne. Zur neuen Datenschutzgrundverordnung äußerte sich IT-Vorstand Sönke Gooß. Er sagte, da habe „uns der Gesetzgeber ordentlich was ins Nest gelegt“. Zum Glück sei die Edding AG mit ihrem B2B-Vertrieb (Business-to-Business) nicht so exponiert wie andere Betriebe gewesen, sodass sich die Umstellung als machbar erwiesen habe.
Einstimmiger Beschluss blieb aus
Da sich 100% der Stimmrechte in der Hand der Familie Ledermann befinden, standen bei den Abstimmungen keine großen Überraschungen zu erwarten. Und dennoch gab es eine! Als die Abstimmungen ausgerufen wurden, wanderte der Stimmkartenblock einer Aktionärin nach oben. Sie enthielt sich ihrer Stimme in allen zur Abstimmung stehenden Tagesordnungspunkten.
Vorstand und Aufsichtsrat wirkten nicht sonderlich überrascht angesichts des Stimmverhaltens. In jedem Fall sah sich Versammlungsleiter Wahby nicht dazu veranlasst in irgendeiner Weise auf die Enthaltungen einzugehen und verkündete ausschließlich, dass alle Tagesordnungspunkte mit der erforderlichen Mehrheit angenommen worden seien. Der Aktionär Warmuth hatte die Courage und fragte in Richtung Chehab Wahby: „Sind Sie nicht dazu verpflichtet, das genaue Ergebnis mit der Zahl der Enthaltungen zu nennen?“. Aufsichtsrat und Vorstand blickten einander in ratlose Gesichter. Schließlich erklärte Wahby sich bereit, die exakten Ergebnisse zu verkünden.
Und tatsächlich war es kein geringer Aktienanteil, der sich der Zustimmung verweigert hatte: 152.229 Enthaltungen habe es gegeben, verkündete Wahby. Da sich diese Enthaltungen über alle Tagesordnungspunkte erstrecken, ist aus Sicht des SH-Investors davon auszugehen, dass die Aktionärin dem Vorstand generell die gelbe Karte zeigen wollte. Hätte es für die Enthaltung Sachgründe in der Unternehmensentwicklung gegeben, hätte eine Enthaltung nur in den betreffenden konkreten Tagesordnungspunkten mehr Sinn ergeben als eine Komplett-Enthaltung. Ein Zwist innerhalb der Familie Ledermann könnte daher durchaus eine mögliche Ursache für das Abstimmungsverhalten sein. Es bleibt aus Anlegersicht zu hoffen, dass hier keine Unsicherheiten im Unternehmen schlummern, von denen die Vorzugsaktionäre (noch) nichts wissen, sowie dass die Querelen nicht die weitere Unternehmensentwicklung beeinträchtigen. Da die Zahl der Enthaltungen über ein Viertel der Stimmrechte ausmacht, haben wir es hier immerhin mit einer potenziellen Sperrminorität zu tun.
Sollten sich zu den Hintergründen noch Neuigkeiten ergeben, werden wir darüber in diesem Blog selbstverständlich Aufklärung betreiben.
Die Tagesordnungspunkte und die Ergebnisse
Der Vollständigkeit halber hier die Tagesordnung mit den Ergebnissen. Beachten Sie bitte, dass sich die Prozentangabe der Zustimmung lediglich aus der Differenz von Ja- zu Nein-Stimmen ergibt. Die Enthaltungen hatten daher keinen Einfluss auf das Prozent-Ergebnis. Die Stammaktien (600.000 Stück) waren vollzählig anwesend. Die Vorzugsaktionäre waren mit nur gut 20.000 Papieren angereist.
TOP 1 – Vorlage des Jahresabschlusses 2017:
Hierüber wurde nicht abgestimmt, da der Jahresabschluss vom Aufsichtsrat bereits festgestellt worden ist.
TOP 2 – Verwendung des Bilanzgewinns:
Beschlossen wurde eine Dividende von 2,15 Euro pro Vorzug, bzw. 2,10 Euro für die Stämme. Dies entspricht derzeit einer Dividendenredite von etwa 2,0% für die Vorzüge.
100% Zustimmung
TOP 3 – Entlastung des Vorstands:
100%
TOP 4 – Entlastung des Aufsichtsrates:
100%
TOP 5 – Beschlussfassung über die Vergütung des Aufsichtsrates:
Beschlossen wurde wie gehabt eine Grundvergütung in Höhe von 20.000 Euro für jedes Aufsichtsratmitglied.
100%
TOP 6 – Wahl des Abschlussprüfers:
Gewählt wurde die Ebner Stolz GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft aus Hamburg. Auf Nachfrage verkündete CEO Per Ledermann zudem, dass mit dem nun neu gewählten Zeitraum der Auftrag zur Abschlussprüfung neu ausgeschrieben werden müsse. An dieser Ausschreibung könne sich Ebner Stolz erneut beteiligen.
100%
TOP 7 – Beschlussfassung über den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit der Expressive Skin GmbH:
Auf Nachfrage erläuterte Vertriebsvorstand Streppelhoff, dass die Ausgliederung des Bereiches auch erfolge, um dem neuen Unternehmensbereich weitreichende Entwicklungsfreiheiten einzuräumen.
100%
Ordentliche Beteiligung, zufriedene Aktionäre
Insgesamt war die Beteiligung im Ahrensburger Marstall als durchaus gut einzustufen. Etwa 100 Aktionäre sorgten dafür, dass der Versammlungsraum weitgehend mit zufriedenen Aktionären gefüllt war. Am Ausgang konnten die Aktionäre noch weitere Aktionärsgeschenke mit Produkten aus dem Edding-Sortiment erhalten. Gefühlt lag die Sachdividende damit höher als die 2,15 Euro Aktiendividende. Anschließend ging es mit dem Edding-Shuttle erneut rasant zurück zum Ahrensburger Bahnhof. Die Hauptversammlung dauerte insgesamt gut 2 Stunden.