Freenet: Endlich positive Zahlen von Ceconomy

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+ Leichtes Umsatzplus im Q1 2018/19
+ Konzernumbau führt weiterhin zu Belastungen
+ Aktie haussiert – mehr als 20 Prozent im Plus

Im Juni vergangenen Jahres war die Freenet AG mit 9,1%, bzw. 277 Mio. Euro bei der Ceconomy AG eingestiegen. Seither hagelte es eine schlechte Nachricht nach der Anderen. Der Aktienkurs halbierte sich. Nun kann Ceconomy jedoch endlich einmal positive Zahlen vermelden. Der Aktienkurs macht einen Freudensprung.

Umsatz top – Ergebnis hop
So ist der Umsatz im so wichtigen Weihnachtsquartal um 1,7% gegenüber dem Vorjahr auf 6,9 Mrd. Euro gestiegen, wie das Unternehmen heute bekannt gibt. Dies verdankt man offenbar vor allem dem anziehenden Online-Vertrieb. Damit konnten die Konsenserwartungen der Marktanalysten um rund 200 Mio. Euro übertroffen werden. Einen leichten Dämpfer müssen die Aktionäre jedoch beim Ebitda hinnehmen. Mit 291 Mio. Euro – minus 17% gegenüber dem Geschäftsjahr 2017/18 – wurden die Erwartungen hier leicht verfehlt.

Dieser Ergebnisrückgang geht zum Teil auch auf die vielen Personalwechsel an der Unternehmensspitze zurück. Nach den zuletzt ernüchternden Ergebnissen hatten unter anderem der CEO Pieter Haas, sowie der CFO Mark Frese das Haus unplanmäßig verlassen müssen. U.a. deren Abfindungen belaufen sich immerhin auf stolze 34 Mio. Euro.

Bereinigt man das Ergebnis um diese Personal-Sonderkosten, sowie um die defizitäre französische Beteiligung „Fnac Darty“, so konnte man das operative Ergebnis (Ebit) gegenüber dem Vorjahr sogar um 15 Mio. auf 269 Mio. Euro steigern. Die Ceconomy mahnt hierbei jedoch gleichzeitig, dass diese Stabilisierung zum Teil auch auf Einmaleffekte zurückzuführen sei.

Konzernumbau in vollem Gange
Besteht also weiterhin Grund zur Beunruhigung oder alles halb so wild? Zumindest sieht sich das Unternehmen in der Lage, die getroffene Jahresprognose für das Geschäftsjahr 2018/19 nach dem ersten Quartal aufrecht zu erhalten. Die Führungsspitze rechnet weiterhin auf Jahressicht mit einem leichten Umsatzplus und einem leichten Rückgang von Ebit und Ebitda. Dieser Ergebnisrückgang geht zum Teil auch auf den laufenden Konzernumbau zurück. Ein genaues Maßnahmenpaket möchte das Unternehmen Ende Mai zusammen mit den Q2-Zahlen bekanntgeben.

Bis dahin wird dann auch die neue Unternehmensführung in Amt und Würden sein. Erst vor kurzem hatte man mit Jörn Werner (CEO) und Karin Sonnenmoser (CFO) das neue Führungspersonal gefunden. Inwieweit die beiden tatsächlich auch in das operative Geschäft bei MediaSaturn eingreifen werden, ist jedoch noch nicht bekannt. Die Freenet AG hatte zuletzt einen stärkeren Einfluss der Ceconomy auf die beiden Elektronik-Einzelhändler gefordert, was jedoch von anderen Aktionären teils zurückgewiesen wurde.

Aktie saftig grün im Plus
Die Aktie macht heute einen kleinen Freudensprung. Man nutzt die positive Meldung als Verschnaufpause für den Aktienkurs und kauft kräftig zu. Der Kurs steigt um über 20% auf derzeit 4,69 Euro. Damit ist die Freenet AG mit ihrer Beteiligung zwar immernoch tief im Minus, doch womöglich kündigt sich nun eine kleine Trendwende in dem seit Jahren bestehenden Abwärtstrend an.

Freenet-CEO Christoph Vilanek hatte zuletzt gesagt, er halte nach wie vor an der Ceconomy-Beteiligung fest, hätte sich im Nachhinein jedoch gewünscht, man hätte einen späteren Einstiegszeitpunkt gewählt. Ob er dazu jedoch überhaupt die Chance gehabt hätte, angesichts eines damals akuten Liquiditätsengpasses bei Ceconomy, wie an der Börse gemutmaßt wird, bleibt offen. Ein von ihm angekündigtes Konzept, wie die Freenet AG mit Ceconomy künftig noch besser zusammenarbeiten soll, ist er jedoch bis heute schuldig geblieben.


Kommentar: Nur ein Anfang!
Die Börse mag angesichts der heute vorgelegten Zahlen jubeln, doch die Kuh ist bei Ceconomy noch lange nicht vom Eis. 1,7% Umsatzplus sind zwar ein guter erster Schritt auf dem Weg zur Konsolidierung, doch langfristig werden auch diese Zuwächse noch unterhalb der Inflationsrate zu wenig sein. Ceconomy muss verloren gegangenen Boden dringend wieder gut machen.

Das betrifft insbesondere den Online-Handel, dessen Trend das Unternehmen leider viel zu lange verschlafen hat. Dies rächt sich nun bitter! Auch wenn man die Fehler der Vergangenheit mittlerweile erkannt hat: mediamarkt.de und saturn.de sind – mit Verlaub – beileibe immernoch nicht die ersten Plattformen, die einem einfallen, wenn es um Online-Elektronik geht.

Zahlreiche prominente Unternehmen haben zu lange an ihrem analogen Geschäftsmodell festgehalten und sind daran zugrundegegangen. Hoffen wir, dass Ceconomy das Ruder noch herumreißen kann. Der heutige Tag kann hierfür nur ein Anfang sein!

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