+ Freenet nicht bei 5G-Versteigerung dabei
+ United Internet kündigt Teilnahme an
+ Kosten für Netzausbau bei 10 Mrd. Euro?
Die Freenet AG wird sich nicht an der Versteigerung der 5G-Frequenzen beteiligen. Freenet-CEO Christoph Vilanek sagte dem Handelsblatt, ein solcher Schritt sei mit zu hohen Risiken verbunden. Er schätzt das benötigte Kapital für den Netzausbau auf unbezahlbare 10 Mrd. Euro. Ein anderer Bewerber scheint das jedoch gänzlich anders zu sehen und hat heute seine Teilnahme an der Versteigerung offiziell bekanntgegeben.
United Internet greift nach 5G
So wird sich United Internet, bzw. deren Tochtergesellschaft 1&1 Drillisch um die Vergabe der 5G-Lizenzen bewerben. Der Aufsichtsrat des Unternehmens habe am Donnerstag einem entsprechenden Plan des Vorstandes zugestimmt, heißt es in einer Pressemitteilung. Man sei zuversichtlich sich damit erfolgreich und dauerhaft als vierter deutscher Netzbetreiber etablieren zu können. Außerdem wolle man mit diesem Schritt dazu beitragen, dass Deutschland künftig zum europäischen Leitmarkt für 5G werden könne.
Zu Finanzierung des Vorhabens hätten die Banken des Konzerns zusätzlich zu den bisherigen Zusagen ihre Kreditlinien für 1&1 Drillisch um 2,8 Mrd. Euro erhöht. Außerdem sei eine Überprüfung der Dividendenpolitik geplant, ließ das Unternehmen verlautbaren. Offenbar dürften somit im Falle eines Zuschlages für das Unternehmen die Dividenden bei 1&1 Drillisch, wie auch beim Mutterkonzern United Internet gekürzt werden oder womöglich sogar ganz ausfallen. Doch ob all dies angesichts des von Christoph Vilanek ins Spiel gebrachten Kapitalbedarfes von rund 10 Mrd. Euro überhaupt zu finanzieren ist, dazu schrieb das Unternehmen in seiner Mitteilung nichts.
United Internet geht damit wie erwartet einen Sonderweg unter den Diensteanbietern. Während Freenet sich nach Aussage von Vilanek auch weiterhin darauf beschränken möchte, Netzkapazitäten von den großen Netzbetreibern weiterzuverkaufen, möchte United Internet offenbar selbst ins Netzgeschäft einsteigen. Fest steht bisher jedoch nur, dass United Internet sich als Interessent zur Versteigerung anmelden möchte. Ob dort auch tatsächlich mit letzter Konsequenz mitgeboten wird, ist damit noch nicht gesagt.
Was hat United Internet vor?
So darf durchaus spekuliert werden, ob man mit dem Vorhaben nicht auch ein wenig die Preise für die Netzbetreiber hochtreiben möchte. Darauf könnte auch eine Aussage von Vilanek hindeuten. Im Handelsblatt-Interview sagte er, nach seiner Information würden die Netzbetreiber eine ersteigerte Bandbreite von rund 100 Gigahertz für einen sinnvollen 5G-Ausbau benötigen. Da jedoch lediglich 300 Gigahertz zur Verfügung stünden, sehe er kaum Spielraum für einen vierten Netzbetreiber.
Es wäre daher durchaus auch möglich, dass United Internet im Zweifelsfall lediglich Zwischenhändler für missliche Netzbetreiber spielen könnte und fehlende Frequenzen in einer nachgelagerten Versteigerung wiederum selbst weiterverkaufen könnte. Dass jedoch gar ein reiner Finanzinvestor 5G-Lizenzen kauft, könne Vilanek nahezu ausschließen, sagte er dem Handelblatt. Er sei in der Branche sehr gut vernetzt und habe noch nichteinmal den Schatten eines solchen Mitbewerbers wahrgenommen.
Welchen Plan United Internet verfolge, wisse Vilanek nicht. Doch er habe Ralph Dommermuth, den CEO von United Internet als erfahrenen Geschäftsmann kennengelernt. Dommermuth würde es nicht machen, wenn er gleichzeitig keinen guten Plan hätte, so Vilanek. Nach seiner Ansicht geht Dommermuth diesen Schritt womöglich auch deshalb weil die getroffenen Auflagen für die Telefonica im Rahmen der e-Plus-Übernahme bald auslaufen. Demnach können sich die Diensteanbieter bisher noch recht günstig externe 4G-Netzkapazitäten einkaufen. Doch dieses Geschäftsmodell stoße [bald] an seine Grenzen, so Vilanek.
Freenet-Aktie steigt, 1&1 Drillisch verliert deutlich
Was Freenet anbelangt, so führte Vilanek im Interview weiter aus, sehe er kein funktionierendes Geschäftsmodell im Rahmen eines 5G-Einstieges. Er bestätigt damit mit Hinweis auf die geringe Reichweite von 5G die Einschätzung, ein eigenes 5G-Netz sei ohne 4G im Hintergrund nicht wirtschaftlich zu betreiben. Was das Vorhaben von Ralph Dommermuth betrifft, so unterstützt Freenet dessen Absichten. So sei es aus wettbewerblicher Sicht positiv zu bewerten, wenn ein vierter Netzbetreiber am deutschen Mobilfunkmarkt hinzukäme. Für diesen Fall wolle er künftig natürlich auch mit Dommermuth über die Nutzung von Netzkapazitäten verhandeln. Laut Vergabebedingungen müsste schließlich auch United Internet Freenet einen diskrimminierungsfreien Zugang zum 5G-Netz gewähren, fügte Vilanek an.
Was die Aktienkurse angeht, so konnte Freenet heute ein Plus verbuchen, während die Aktien von United Internet, sowie 1&1 Drillisch teils heftige Abschläge in Kauf nehmen mussten:
Freenet: 18,01 €, +1,58%
United Internet: 35,20 €, -2,38%
1&1 Drillisch: 36,56 €, -5,43%
Bis morgen, Freitag, den 25.01.2019 um 15:00 Uhr müssen alle Interessenten sich bei der Bundesnetzagentur zur Versteigerung angemeldet haben.
Quellen:
– Interview mit Vilanek – Handelsblatt
– Ad-hoc-Meldung – United Internet
– Pressemitteilung – United Internet
– Bericht zu United Internet – Handelsblatt
– Bericht auf telecom-handel.de
– Meldung von dpa-AFX – Wallstreet:online