+ BlackRock baut Anteil kräftig aus
+ iShares als neuer Großaktionär?
+ Verwirrende Stimmrechtsmitteilungen
In der Aktionärsstruktur von Freenet tut sich scheinbar einiges. Nach aktuellen Stimmrechtsmitteilungen hat Großaktionär BlackRock ebenso wie iShares ordentlich Freenet-Aktien eingekauft. Dies ist jedoch nicht nur überraschend, sondern zudem auch wenig glaubhaft.
BlackRock kauft kräftig zu
Laut einer Stimmrechtsmitteilung hat die weltgrößte Vermögensverwaltung BlackRock Inc. aus Delaware/USA ihren Aktienanteil an der Freenet AG von zuletzt 4,97% auf nun 6,40% erhöht. Das entspricht einer Steigerung von satten 1,43% oder sage und schreibe 1.831.273 Aktien.
Diese Steigerung hätten viele Marktteilnehmer wohl eher nicht erwartet. Im Gegenteil: Zuletzt war BlackRock zu einem der größten Freenet-Leerverkäufer aufgestiegen. In der 9. Kalenderwoche dieses Jahres hatte die Investmentgesellschaft seinen Anteil leerverkaufter Freenet-Aktien sogar noch erhöht. Von zuvor 0,49% ging es hoch auf 0,94%.
Es ist nicht bekannt geworden, dass BlackRock es sich zwischenzeitlich anders überlegt und die leerverkauften Aktien wieder zurückgekauft hätte. Es ist daher von unterschiedlichen Entscheidungen innerhalb der verschiedenen Fonds-Angebote auszugehen. Auch ein sogenannter Hedge (Absicherungsgeschäft) gegen mögliche Kursverluste der Freenet-Aktie erscheint möglich.
iShares kauft um 3,40% zu – wirklich?
Doch noch ein anderer Großaktionär hat sich nun mit Freenet-Aktien eingedeckt, so scheint es laut einer weiteren Stimmrechtsmitteilung. Im Gegensatz zu BlackRock handelt es sich hierbei jedoch offenbar um einen Neuling in der Aktionärsstruktur der Freenet AG. So hat sich der – zufälligerweise? – ebenfalls in Delaware/USA ansässige iShares Trust mit 3,40% oder gut 4,3 Mio. Aktien eingedeckt. Zuvor besaß iShares laut Stimmrechtsmitteilung noch keine Aktien – oder musste diese zumindest nicht melden.
Doch der Fall ist weniger einfach, als es zunächst klingt. Denn bei iShares handelt es sich bekanntermaßen um eine Tochtergesellschaft von BlackRock. Demnach hätte bei einem Aktienkauf durch iShares der Anteil, der von BlackRock gehalten wird in derselben Höhe steigen müssen wie bei iShares. Doch aus einem Anstieg von 3,40% bei iShares wurden bei BlackRock nur 1,43%. Es drängt sich daher der Verdacht auf, dass es gar keinen Zukauf von 3,40% gegeben hat, sondern iShares bereits vorher rund 1,97% der Aktien besaß und diese nun lediglich auf 3,40% aufgestockt hat. Zudem hätte es dann keine zwei Zukäufe über 3,40% und 1,43% gegeben, sondern lediglich einen einzigen über 1,43% gegeben.
Fragen über Fragen
Doch auch dies wirft neue Fragen auf, denn in der Stimmrechtsmitteilung heißt es, dass iShares nicht von anderen Unternehmen beherrscht werde. Gab es also doch zwei Zukäufe? Gleichzeitig ist in der BlackRock-Mitteilung neben anderen Auffälligkeiten – zufälligerweise? – jedoch von genau jenen 3,40%, die von einer Tochtergesellschaft gehalten würden, die Rede.
Auch eine Umschichtung der Aktien innerhalb des BlackRock-Konzerns von der Muttergesellschaft zur iShares-Tochter käme infrage. Doch dies würde eine fehlerhafte Stimmrechtsmitteilung vermuten lassen. Denn als Grund für die Mitteilung wird lediglich der Kauf von Wertpapieren genannt. Sollte es demnach eine Umschichtung gegeben haben – selbst wenn diese nur zum Teil die 3,40% erklärt – so hätte die Begründung für die Mitteilung anders ausfallen müssen.
Jedenfalls lassen sich die angegebenen Werte unter der Maßgabe, dass iShares eine Tochtergesellschaft von BlackRock ist, kaum nachvollziehen. Weitere mögliche Erklärungen und Auffälligkeiten möchte ich Ihnen an dieser Stelle ersparen, da sie alle gleichermaßen an logischen Schwächen leiden.
Ein Erklärungsversuch
Als die wahrscheinlichste Variante erachte ich daher, dass BlackRock derzeit 6,40% der Freenet AG besitzt, wovon 3,40% bei der Tochtergesellschaft iShares schlummern, auch wenn dies so nicht aus den Stimmrechtsmitteilungen hervorgeht. Bisher besaß iShares demnach einen Anteil von 1,97% und war damit nicht meldepflichtig. Nach dem jüngsten Zukauf ergab sich nun jedoch eine Meldepflicht (3%-Schwelle), weshalb es so aussieht, als hätte man sich von 0,00% auf nun 3,40% hochgekauft, was tatsächlich jedoch nicht der Fall ist. Bei den Zurechnungen zu den Tochtergesellschaften könnte dann jedoch ein Fehler unterlaufen sein.
Die tatsächliche Anzahl zugekaufter Aktien beträgt nach meiner Lesart demnach „nur“ rund 1,8 Mio. oder 1,43%. Für echte Aufklärung kann wahrscheinlich nur die Freenet AG sorgen, die in ihrem Geschäftsbericht am kommenden Montag hoffentlich eine frische Aktionärsstruktur präsentieren wird. Dann wissen wir mehr.
Aktionärsstruktur: Nur eingeschränkte Änderung
Auch wenn viele andere Seiten in vorauseilendem Gehorsam bereits vorgeprescht sind und ihre Aktionärsstrukturen unkritisch geändert haben, werde ich auf dieser Seite etwas anders verfahren: Solange der von BlackRock unabhängige Zukauf durch iShares nicht bestätigt ist, werde ich im Profil der Freenet AG auf dieser Seite vorerst lediglich den Anteil von BlackRock entsprechend auf 6,40% erhöhen. Diese Variante erscheint mir momentan am glaubwürdigsten.
Da zudem keine anderen Stimmrechtsmitteilungen bekannt geworden sind, werde ich BlackRocks Anteil vorerst auf Kosten des Streubesitzes erhöhen. Dieser sinkt damit von 65,87% auf nun 64,44%. Die neuen Werte sind bereits eingepflegt.
Freenet-Aktie im ruhigen Fahrwasser
Die Freenet-Aktie interessiert all die Verwirrung heute relativ wenig. Das Papier sinkt um 0,25% und schlägt sich damit minimal besser als der Gesamtmarkt. Ein wenig Aufklärung können die Stimmrechtsmitteilungen jedoch womöglich dafür liefern, weshalb die Freenet-Aktie zuletzt deutlich an Wert zugelegt hatte. Dies geht offenbar zumindest zum Teil auch auf die Zukäufe durch BlackRock zurück.