+ Bericht: 700 Jobs weg
+ Sortiment soll verkleinert werden
+ „Shop im Shop“-Konzept kommt
In den letzten Jahren war die Freenet-Beteiligung Ceconomy AG immer tiefer in die Krise gerutscht. Deren Haupt-Tochter MediaSaturn hatte nur allzu lange den Online-Trend verschlafen und sein Geschäftsmodell für unangreifbar gehalten. Der folgerichtige Fall auf den Boden der Tatsachen war hart. Genauso hart werden nun offenbar auch die Einschnitte für die nötige Sanierung des Unternehmens.
MediaSaturn plant schmerzhaften Umbau
So plant die MediaSaturn Holding (MSH) unter ihrem neuen Chef Ferran Reverter offenbar in der Ingolstädter Zentrale rund 700 der gut 3.000 Arbeitsplätze abzubauen. Dies berichtet das Manager-Magazin, ohne dabei jedoch konkrete Quellen zu nennen. Die Gesellschaft selbst wollte den Bericht demnach nicht bestätigen und bezeichnete die Informationen gegenüber dem Manager-Magazin als „Spekulation“.
Doch laut Manager-Magazin soll sich auch am Dauersortiment der einzelnen Läden vieles ändern. Dieses wird dem Bericht zufolge drastisch reduziert. So sollen künftig demnach keine 30 Kaffee- oder Waschmaschinen mehr in den Läden herumstehen, wie die ARD-Börse schreibt. In der Tat hört man nicht selten von Kunden, die sich angesichts der großen Auswahl in den Läden „erschlagen“ zeigen.
Als dritter und wohl auch wichtigster Punkt sollen zudem Teile der Verkaufsfläche künftig an Fremdfirmen wie Apple, Samsung oder Huawei vermietet werden. Diese Unternehmen sollen ihre „Läden im Laden“ demnach fortan in Eigenregie betreiben. Dies ist ein Modell mit welchem sich beispielsweise der schwächelnde Warenhausriese Karstadt zuletzt in die schwarzen Zahlen zurückgekämpft hatte. Die neue Führung der MediaSaturn Holding erhofft sich davon sichere Einnahmen, geringere Kosten für Lagerhaltung, sowie weniger Risiken beim Einkauf der Produkte.
Aktie besser als Gesamtmarkt
Die Ceconomy-Aktie weiß angesichts der neuen Pläne heute offenbar nicht so recht, was sie von den durchgesickerten Informationen halten soll. Während die Aktie zuerst einen halben Prozentpunkt ins Minus rutschte, stieg sie inzwischen auf denselben Wert im Plus. In jedem Fall hält sich die Aktie damit bisher deutlich besser als der heutige Gesamtmarkt. Dieser notiert aktuell bei knapp einem Prozent im Minus.
Es scheint demnach, als nähmen die Anleger die Sanierungspläne überwiegend wohlwollend zur Kenntnis. Zuletzt hatten nicht wenige Marktteilnehmer ihre Stimme für eine harte Sanierung erhoben. Vor allem Freenet-CEO Christoph Vilanek hatte bezüglich eines Konzernumbaus mächtig Druck gemacht. Dies war von MSH-Miteigentümer Convergenta zuletzt jedoch mit dem Verweis auf die Qualitäten von Ferran Reverter heruntergespielt worden. Nun scheint Reverter in der Tat ein Konzept zur Sanierung der Elektronik-Märkte erarbeitet zu haben.
Kommentar: Ein Konzept mit gewissen Schwächen
Der neue MediaSaturn-Chef Ferran Reverter macht seinem Ruf als harter Sanierer derzeit alle Ehre. Bereits vor seinem Antritt als neuer MediaSaturn-CEO hatte er die niederländischen Läden der Gesellschaft erfolgreich saniert. Damit ist er in der aktuellen Lage offenbar der richtige Mann an der Spitze des Unternehmens. Auch wenn die sich nun abzeichnenden Einschnitte in Sachen Arbeitsplätze sehr hart sein mögen, sind sie auf der anderen Seite mindestens ebenso erforderlich. Es bleibt die Hoffnung, dass sich hier soziale Lösungen finden lassen, um einen sozialverträglichen Stellenabbau zu gewährleisten.
Die Reduzierung des Dauersortiments ist meiner Ansicht nach als absolut positiv einzustufen. Schon das achte Gerät einer Produktgattung sorgt in der Praxis regelmäßig weder für mehr Umsatz, noch lockt man damit irgendwelche zusätzlichen Kunden in die Märkte. Ohnehin hatte man zusehends das Gefühl, mit den zahlreichen Geräten versucht das Management verzweifelt irgendwie die Verkaufsflächen zu füllen. Angesichts der – von Fernsehern einmal abgesehen – immer kleiner werdenden Technik erscheinen die in der Regel völlig überdimensionierten Läden inzwischen wie ein Relikt aus längst vergangenen Jahrzehnten. Heute gilt im Elektro-Handel eben Klasse statt Masse. Hier setzt das Management nun endlich an.
Etwas diffiziler ist die Lage jedoch bei den künftig offenbar zu vermietenden Ladenflächen. Die von Ferran Reverter laut Manager-Magazin hervorgebrachten Punkte sind zwar an und für sich richtig. Doch gerade wenn es sich bei den neu einzurichtenden Shops um Apple-Stores oder ähnlich hochpreisige Marken handelt, drohen damit eben gleichzeitig auch deutliche Umsatzverluste, die – Miete hin oder her – letztlich auch auf den Gewinn drücken könnten. Hier gilt es einen guten Mittelweg zwischen Sicherheit und Profit zu finden. Dies ist dem Management jedoch allemal zuzutrauen.
Keine Wünsche offen also? Nicht ganz! Ein Konzept, wie man künftig ebenfalls vom Online-Boom profitieren möchte, hat MediaSaturn immernoch nicht vorgelegt. Dabei wäre genau dies für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens viel wichtiger als sämtliche Überlegungen bezüglich der Läden. Wie man künftig auch ein Stück vom Online-Kuchen abbekommen will: Amazon stärker Konkurrenz machen oder sogar mit der Plattform kooperieren? Eine Antwort auf diese Frage bleibt Reverters Sanierungskonzept leider nach wie vor schuldig.