SLM Solutions mit schwachen Q3-Zahlen

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+ Sinkende Auftragseingänge, sinkende Umsätze
+ Jahresprognose stark gefährdet
+ Unternehmensmitteilung mit viel Zahlen-Kosmetik

Mit Spannung waren die Zahlen des dritten Quartals vom 3D-Druck-Maschinenbauer SLM Solutions aus Lübeck erwartet worden. In den nun veröffentlichten Zahlen spiegeln sich weitgehend genau die Probleme wieder, mit denen das Unternehmen bereits seit Jahren zu kämpfen hat. Daraus scheint sich zunehmend auch eine große Kreativität entwickelt zu haben, die Geschäftszahlen besser aussehen zu lassen, als sie mitunter sind.

„Geschäftschancen“ als werthaltiges Asset?
So ist gleich zu Beginn der Unternehmensmitteilung von „Geschäftschancen“ die Rede, welche sich gegenüber dem Vorjahr um über 22% auf nun 422 Mio. Euro erhöht hätten. Unter den Anlegern sorgt dieser Begriff verständlicherweise schnell für eine gewisse Ratlosigkeit.

Die Juristen zumindest verstehen unter diesem Begriff – auch wenn er bei Ihnen in einem anderen Bereich eine Rolle spielt – vor allem Geschäftskontakte, unverbindliche Anfragen und Interessensbekundungen potenzieller Kunden. Offenbar werden derlei Dinge bei SLM Solutions systematisch erfasst und unter gewissen statistischen Gesetzmäßigkeiten in ein für die Zukunft zu erwartendes Auftragsvolumen umgerechnet.

Natürlich ist es nicht erlaubt, derlei unverbindliche Anfragen in der Bilanz zu aktivieren. Und selbst wenn es so wäre, dann ginge diese Zahl lediglich zu Lasten kommender Auftragseingänge, da mit jedem Auftragseingang gleichzeitig auch eine „Geschäftschance“ wieder ausgebucht werden müsste. Daher spielt dieser Begriff für die Unternehmensbewertung und damit für die Anleger schlicht und ergreifend kaum eine Rolle. Und so taucht der Begriff tatsächlich auch nur in der Unternehmensmitteilung auf, um die Zahlen für die Presse ein wenig aufzuhübschen. Der Quartalsbericht selbst bleibt davon gänzlich unberührt.

Und täglich bereinigt das Murmeltier
Doch noch in einer weiteren Sache kennt die Kreativität des Berichtswesens von SLM Solutions offenbar keine Grenzen. So werden analog zum Drägerwerk diverse Kennzahlen wie Auftragseingänge und Umsätze praktisch immerzu um irgendwelche Effekte „bereinigt“. Während manche bereits munkeln, man komme beim Drägerwerk vor lauter Währungsbereinigung kaum noch zum Arbeiten, kümmert man sich bei SLM Solutions vornehmlich um die Bereinigung um Rahmenverträge aus der Vergangenheit – und zwar nur die aus der Vergangenheit!

Zwar mag es für ein Unternehmen durchaus wünschenswert sein, beispielsweise seine Auftragseingänge ein wenig zu glätten, um die langfristige Entwicklung besser darstellen zu können. Doch mit dem Herausrechnen von Rahmenverträgen wird das eigene Zahlenwerk gleichzeitig auch weitgehend entwertet. Wenn man als Unternehmer nahezu alle seine Aufträge aus der Vergangenheit herausrechnet, während man die aktuellen Aufträge stehen lässt, dann ist es ganz logisch, dass man immerzu einen Auftragszuwachs verbuchen kann. Doch das macht die Realität der Zahlen kein bisschen besser und auch nicht wirklich verständlicher, weshalb nicht wenige Marktteilnehmer die Zahlen in einer ersten Reaktion weitgehend als „Geschwurbel“ bezeichneten.

Zahlen, Zahlen, Zahlen!
Aufgrund oben ausgeführter Sachverhalte bekommen Sie an dieser Stelle von uns einmal die ungeschönten, echten Zahlen von SLM Solutions für die ersten neun Monate 2018:

1. Der Auftragseingang in Anzahl der Maschinen ist bis September 2018 massiv eingebrochen. Nach 120 Maschinen in 2017, gab es bisher in 2018 nur noch 67 neue Bestellungen. Das ist ein Minus von 44%.
2. Der zahlenmäßige Wert der Auftragseingänge ist sogar um 45% auf nun nur noch 41,3 Mio. Euro zurückgegangen (2017: 76,2 Mio. Euro).
3. Der Umsatz ist um 3,8% auf 48,3 Mio. Euro gefallen.
4. Das Ebitda hat sich mit -4,3 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr marginal verbessert (2017: -4,8 Mio. Euro).
5. Das Periodenergebnis ist mit -8,4 Mio. Euro hingegen leicht schlechter ausgefallen als im Vorjahr (2017: -7,9 Mio. Euro).
6. Die Eigenkapitalquote hat sich gegenüber dem Vorjahr von 67,3% auf nun nur noch 49,5% reduziert. Dies liegt unter anderem an Kreditaufnahmen für das neue Werk, sowie an der Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung. Die nächste Kapitalerhöhung dürfte damit in nicht mehr allzu weiter Ferne liegen.
7. Immerhin gibt es eine positive Meldung von der Kosten-Seite. Demnach hat sich die Personalaufwandsquote von 40,7% in 2017 auf nun nur noch 36,7% verringert.

Jahresprognose erneut in Gefahr
Über die reinen Zahlen hinausgehend ergeben sich unserer Meinung nach noch ein paar neue Fakten für das Lübecker Unternehmen:

Wenn das Unternehmen seine gestellte Jahresprognose noch erreichen möchte muss jetzt ein unglaublich starkes 4. Quartal folgen. Aktuell ergibt sich zwischen Anspruch in Wirklichkeit eine sehr große Diskrepanz, die den SH-Investor an der Ehrlichkeit der Prognose-Korrektur vom 01.11. zweifeln lässt. Siehe wie folgt:

Umsatzprognose: 90 – 100 Mio. Euro.
Bisher 2018: 48,3 Mio. Euro.
Ebitda-Prognose: einstellig positive Marge
Bisher 2018: -8,9%

Der SH-Investor wagt daher einmal die Prognose, dass die ausgerufenen Jahresziele kaum noch zu halten sein werden. Die Nachricht vom 01. November erscheint angesichts der aktuellen Zahlen fast wie ein Witz und lässt uns aktuell daran zweifeln, dass SLM Solutions den Kapitalmarkt über die derzeitige Unternehmenslage nach bestem Wissen und Gewissen unterrichtet hat. Die nächste Gewinnwarnung könnte also schon bald ins Haus stehen. Es besteht jedoch natürlich auch die Möglichkeit, dass sich zwischen dem 30. September und dem 01. November durchaus noch Fakten ergeben haben, die die von SLM ausgegebene Prognose stützen. Das können wir nicht ausschließen.

Liebesgrüße vom Großkunden
In der Unternehmensmitteilung zum 3. Quartal ist mittlerweile auch nur noch davon die Rede, dass man die Jahresprognose „u.a.“ aufgrund der verschobenen Abrufung von Maschinen aus einem Rahmenvertrag kappen musste. Offenbar hat es also auch noch weitere Gründe hierfür gegeben, wie z.B. ein allgemein schlechter Geschäftsverlauf, der in der damaligen Mitteilung weitgehend unerwähnt blieb.

Immerhin scheint sich der betroffene Großkunde mittlerweile bereit erklärt zu haben, nicht nur den Großauftrag weiterführen zu lassen, sondern zusätzlich auch einen Ersatz für die beschädigte Maschine zu bestellen. Für beides ist jedoch offenbar nach wie vor erforderlich, dass die Versicherung des Kunden den entstandenen Schaden deckt. In Lübeck wird man hoffen, dass es so kommt.

Maschinenparkplatz im neuen Werk
Aufgrund der schwachen Auftragslage produziert das Unternehmen inzwischen offenbar auf Halde. So geht es zumindest aus der Unternehmensmitteilung hervor. Demnach habe sich die Materialaufwandsquote vor allem deshalb erhöht, weil man sich einen Bestand von fertigen Maschinen aufgebaut habe. Diese Maschinen könnten „2018 oder aber Anfang 2019“ verkauft werden“, so noch-CFO Uwe Bögershausen.

Um die ominösen „Geschäftschancen“ künftig noch besser zu nutzen, kündigt Vertriebschef Dr. Axel Schulz an, die Vertriebswege des Lübecker Unternehmens überarbeiten zu wollen und die Maschinen für die Kunden noch bedienfreundlicher zu machen.

Neues Messe-Konzept
Jetzt steht für SLM ersteinmal die größte Branchenmesse, die formnext, auf dem Programm. Wie Dr. Axel Schulz bekanntgab geht man offenbar mit einem neuen Konzept in die weiteren Messen. So sollen weniger Maschinen präsentiert werden. Stattdessen solle vielmehr der Erfolg der SLM-Kunden bei der Nutzung der Technologie, sowie die Funktionalität der gefertigten Teile im Vordergrund stehen. Offenbar zieht man damit die Lehren aus den zuletzt äußerst erfolglosen Messe-Auftritten, bei denen SLM Solutions im Gegensatz zur Konkurrenz keinen einzigen Großauftrag vermelden konnte.


Quellen:
– Geschäftsbericht Q3 2018
– Unternehmensmitteilung – DGAP

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