+ Viel Kritik der Aktionäre
+ Aufsichtsratsvorsitzender Schweickart tritt ab
+ Erneut magere Beteiligung in der „MuK“
Am 04. Mai fand die Jahreshauptversammlung 2018 der Drägerwerk AG & Co. KGaA wie gewohnt in der Lübecker Musik- und Kongresshalle (MuK) statt. Auch in diesem Jahr wehte Dräger-CEO Stefan Dräger der Wind mitunter steif ins Gesicht. Kritisiert wurden vor allem der niedrige Dividendenvorschlag und die magere Unternehmensentwicklung.
Aktionär Christoph Schäfers von der Hamburger Beteiligungsgesellschaft Sparta AG forderte Stefan Dräger wegen der schwachen Ergebnisse gar auf „einen Schritt zurückzutreten“ und deutete an, er solle lieber in den Aufsichtsrat wechseln und sich aus dem Tagesgeschäft heraushalten. Diese Forderung wollten sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat jedoch nicht kommentieren. Die alljährliche Kritik gab es auch von den Aktionärsvertretern Dr. Dirk Unrau (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, DSW) und Peter Tschirner (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger). Insbesondere Dr. Unrau bekam teilweise großen Applaus aus den wiedermal leider nur spärlich besetzten Zuschauerreihen in der „MuK“.
Die Kritikpunkte im Einzelnen
– Wenn Dräger in Zeiten des Wirtschaftsbooms eine EBIT-Marge von lediglich 6,1 % erziehlt und dies als großen Erfolg verkauft, aber im ersten Quartal 2018 bereits wieder in den roten Zahlen steckt, so fragt man sich, was aus dem Unternehmen werden soll, wenn sich die allgemeine Wirtschaftslage eintrübt.
– Der Dividendenvorschlag in Höhe von 0,40 € pro Stammaktie, bzw. 0,46 € pro Vorzugsaktie wurde angesichts eines Jahresergebnisses von über 4 Euro pro Aktie als zu niedrig kritisiert. Der Hintergrund des niedrigen Dividendenvorschlags wird in der bestehenden Problematik mit den nach wie vor ausstehenden Genussscheinen vermutet.
Zur Erinnerung: Die Genussscheine machen in ihrer Anzahl zwar nur ein Zehntel der Wertpapiere aus, schlagen bei den Dividendenausgaben jedoch mit der Hälfte zubuche, da die Genusscheine die zehnfache Aktiendividende erhalten. Ein Ende des Rechtsstreites um die Genussscheine, sowie ein Rückkauf dieser scheint aktuell nicht in Sicht.
– Eine so niedrige Dividende sei nur dann akzeptabel, wenn sich immerhin der Aktienkurs gut entwickeln würde. In 2017 habe die Dräger-Aktie jedoch sowohl gegenüber dem Dax, als auch gegenüber dem TexDAX massiv underperformt. Insgesamt verlor die Dräger-Aktie in 2017 an Wert, so der DSW-Sprecher Dr. Unrau.
– Der Vorstand stellt für 2018 eine EBIT-Marge von 4,0 bis 6,0 % in Aussicht, kann jedoch bereits nach dem ersten Quartal sagen, dass man sich wohl eher im unteren Bereich dieser Zielmarke bewegen werde. Viele Aktionäre empfanden es daher als unangemessen, die aufgestellte Jahresprognose nicht gleich offiziell zu korrigieren.
Lediglich der Belegschaftsvertreter Daniel Friedrich von der IG Metall lobte den mageren Dividendenvorschlag. In den Vorjahren habe es große Einschnitte gegeben und es seien Stellen – auch in Lübeck – abgebaut worden. Da sei es gegenüber den Mitarbeitern das falsche Signal, nun eine hohe Dividendenzahlung zu beschließen.
Veränderungen im Aufsichtsrat
Im Aufsichtsrat gibt es einige entscheidende Veränderungen: Prof. Nikolaus Schweickart tritt nach 10 Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender aus Altersgründen ab. Er übergibt sein Amt an Stefan Lauer, welcher fortan den Aufsichtsrat führen soll. Ebenfalls aus Altersgründen aus dem Aufsichtsrat scheidet Prof. Dr. Klaus Rauscher aus. Schweickart und Rauscher werden ersetzt durch Frau Maria Dietz und Frau Astrid Hamker, welche neu ins Gremium gewählt wurden. Zum Abschied bekam vor allem Schweickart viel Lob und Applaus von den Aktionären, sowie vom Vorstand.
Tagesordnung und Abstimmungsergebnisse
TOP 1 – Feststellung des vorgelegten Jahresabschlusses:
Dies ist seit jeher reine Formsache.
99,99% Zustimmung
TOP 2 – Beschluss über den Dividendenvorschlag:
Kritik: -siehe oben-
91,72%
TOP 3 – Entlastung des Vorstands:
Die Forderung nach einem „Schritt zurück“ von Stefan Dräger wurde – so scheint es – von den Aktionären klar zurückgewiesen.
99,72%
TOP 4 – Entlastung des Aufsichtsrats:
Warum das Ergebnis einigermaßen deutlich hinter dem des Vorstands zurückbleibt, ist unklar.
98,59%
TOP 5 – Wahlen zum Aufsichtsrat:
Insgesamt wurden die Wahlvorschläge gelobt. Kritik gab es jedoch an der Person Dr. Reinhard Zinkann. So wurden seine vielen Nebentätigkeiten kritisiert, da er neben dem Dräger-Aufsichtsrat noch 5 weitere Aufsichtsmandate ausübt. Dies wollte der Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung jedoch nicht als Ämterhäufung werten. Zudem wurde Dr. Reinhard Zinkann dafür kritisiert, in 2017 jede zweite Aufsichtsratssitzung versäumt zu haben. Die Ergebnisse für die Kandidaten im Einzelnen:
Frau Maria Dietz: 99,37%
Herr Prof. Dr. Thorsten Grenz: 98,50%
Frau Astrid Hamker: 99,37%
Herr Stefan Lauer: 98,50%
Herr Uwe Lüders: 98,51%
Herr Reinhard Zinkann: 93,26%
TOP 6 – Wahl des Abschlussprüfers für 2018:
Gewählt wurde PriceWaterhouseCoopers.
99,98%
Dürftige Beteiligung seitens der Aktionäre
Insgesamt war die Beteiligung erneut als äußerst schwach einzustufen. Rund 200 Aktionäre fanden ihren Weg nach Lübeck. Im Vorjahr waren es nach Unternehmensangaben immerhin noch 300 Aktionärinnen und Aktionäre gewesen. Bei diesen Zahlen bekommt man fast ein bisschen Angst um die liebgewonnene „MuK“. Der geringe Andrang wird für Dräger wohl kaum ein Argument sein, die Hauptversammlung auch weiterhin in der scheinbar nicht ganz billigen MuK abzuhalten.
Ob dieser Aktionärsschwund auch mit dem erneut dürren Essen zusammenhängt und warum man trotz der wenigen Besucher kaum ausreichend Getränke vorrätig hatte, blieb unklar. Zu Essen gab es im Foyer lediglich trockene Brezeln. Wer ganz schnell war, konnte immerhin auch eines der raren Käse-Schinken-Croissants ergattern.
Aufzeichnung der Hauptversammlung
Die Reden des Aufsichtsrats, sowie des Vorstands können aktuell unter folgendem Link nocheinmal angesehen werden:
https://www.youtube.com/watch?v=a1TmigegAY0