+ Umsatz im Plus, Ebit im Minus
+ 2018 endet mit mikroskopischem Gewinn
+ Neue Anleihe im Mai geplant
Die operativen Geschäfte bei Joh. Friedrich Behrens in Ahrensburg laufen trotz hoher Stahlpreise an und für sich gut. Ein durchaus ordentliches Ebit bestätigt dies. Man könnte als Anleger somit einen kräftigen Jahresgewinn erwarten, wäre da nur nicht die hohe Schuldenlast, unter welcher das Unternehmen zu ächzen hat.
Umsatz legt zu, Profitabilität bleibt schwach
Auch im Jahr 2018 sind die Umsätze der Ahrensburger Joh. Friedrich Behrens AG erneut gestiegen – zum fünften Mal in Folge. Um 3,4% auf 120,6 Mio. Euro ging es im abgelaufenen Geschäftsjahr nach oben, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekanntgibt. Erfreulicherweise tragen offenbar auch die neuen Standorte in Schweden und Belgien bereits erste Früchte und können somit positiv zu dieser Entwicklung beitragen. Insgesamt ist der Umsatz in der Region Europa sogar um stolze 6,2% gewachsen.
Die Umsatzsteigerungen gehen jedoch zum Teil auch auf Preissteigerungen zurück, die aufgrund der gestiegenen Stahlpreise folgerichtig vorzunehmen waren. Das Unternehmen gibt in seiner Mitteilung jedoch auch ein wenig reumütig zu, dass man die gestiegenen Materialkosten bisher nur zeitverzögert und zudem nur unvollständig an seine Kunden weitergegeben habe. Und so kommt es, dass angesichts der mit 5,4% überproportional gestiegenen Einkaufspreise die Margensituation des Unternehmens schlechter geworden ist.
Ursprüngliche Prognose verfehlt
Das operative Betriebsergebnis Ebit ist somit gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Mio. auf 3,6 Mio. Euro zurückgegangen. Die Ebit-Marge sank ebenfalls von 4,4% auf nun noch 2,9%. Noch stärker ist jedoch das Jahresergebnis zurückgegangen, welches aufgrund traditionell hoher Zinsbelastungen deutlich unterhalb des Ebits zu finden ist. So bleiben für 2018 unter dem Strich geradeeinmal noch 30.000 Euro übrig (2017: 478.000 Euro). Dies entspricht einer Umsatzrendite in Höhe von mageren 0,02%.
Damit verfehlt der Vorstand zwei der drei ursprünglich ausgegebenen Jahresziele. Die im 4. Quartal korrigierten Prognosen wurden immerhin erreicht:
Ur-Prognose | Korrektur | Ist | |
Umsatzwachstum | 1,5 – 3,0% | 2,5 – 4,5% | 3,4% |
Ebit-Marge | 5,0 – 6,0% | 2,5 – 3,5% | 2,9% |
Umsatzrendite | 0,5 – 1,5% | – | 0,0% |
Positiv zu erwähnen ist, dass es der Gesellschaft in 2018 gelungen ist, das negative Finanzierungssaldo deutlich zu verbessern. Dieses trägt in aller Regel ganz erheblich zum Jahresergebnis der Gesellschaft bei. Nach einem Minus in Höhe 4,2 Mio. Euro in 2017 waren es 2018 nur noch Minus 3,4 Mio. Euro.
Ordentlicher Ausblick
Der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr klingt durchaus annehmbar. So erwatet die Gesellschaft für 2019 erneut ein Umsatzwachstum von 1,5 bis 3,0%, eine Ebit-Marge zwischen 2,5 und 4,0%, sowie eine Umsatzrendite von bis zu 1,0%. Man beachte hierbei jedoch das vielsagende „bis zu“!
Ob sich die Profit-Prognosen tatsächlich erreichen lassen, ist jedoch durchaus fraglich. Immerhin war bereits 2018 ein sehr margenschwaches Jahr für Behrens, in welchem die Jahresziele verfehlt wurden. Zudem plant die Gesellschaft laut Lagebericht für 2019 mit zusätzlichen Sonderkosten in Höhe von über einer halben Million Euro. Dies hängt vor allem mit einer neuen Anleihe zusammen.
Neue Anleihe im Mai geplant
So plant die Joh. Friedrich Behrens AG in 2019 eine neue Unternehmensanleihe zu platzieren. Mit dieser soll laut Mitteilung die 2015er Anleihe, welche über einen Coupon von 7,75% verfügt, vorzeitig abgelöst werden. Deren Laufzeit wäre ursprünglich 2020 zuende gewesen. Durch die Emission der neuen Anleihe und die vorzeitige Ablösung der alten Anleihe plant die Gesellschaft laut Lagebericht mit Einmalkosten in Höhe von 0,5 bis 1,0 Mio. Euro.
Diesen hohen Ausgaben sollen nach Vorstellung der Unternehmensführung dann jedoch gleichzeitig Zinseinsparungen über die nächsten Jahre gegenüberstehen. Die Zeichnung der neuen Anleihe soll demnächst vor allem den bisherigen Anleihegläubigern ermöglicht werden. Ab Anfang oder Mitte Mai soll die zu emittierende Anleihe dann auch den restlichen Anlegern über die Börse Frankfurt zur Zeichnung zur Verfügung stehen. Ursprünglich war die Ablösung der 2015er Anleihe bereits für 2018 geplant.
Aktie reaktionslos, Anleihe steigt
Die Aktie der Joh. Friedrich Behrens AG reagiert heute angesichts der Zahlen (noch) nicht. Sie notiert unverändert bei 3,20 Euro. Die Anleihe hingegen ist angesichts der heutigen Veröffentlichung leicht gestiegen, nachdem ein Anleger offenbar mit 4.000 Euro zugegriffen hat. Es geht um 0,10% rauf auf nun 104,10%.
Im Übrigen scheint der eigentliche Geschäftsbericht noch nicht ganz fertig zu sein. Auf den Seiten der Gesellschaft steht bisher lediglich der Einzel-, wie auch der Konzernabschluss 2018 zum Download bereit.
Kommentar: Schuldenabbau first!
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht allzu viele Worte über die vorgelegten Geschäftszahlen und die finanzielle Lage der Joh. Friedrich Behrens AG verlieren. Die hohen Zinslasten, welche regelmäßig selbst ordentliche Geschäftsjahre wie das abgelaufene Jahr 2018 praktisch zu einer Nullnummer machen, kann jeder Anleger sehen, der Augen im Kopf hat. Die Zinsentwicklung auf den Finanzmärkten hängt daher bereits seit Jahren wie ein Damoklesschwert über der weiteren Entwicklung der Gesellschaft. Auch wenn derzeit nicht erkennbar ist, ob und wann die EZB die Zinssätze wieder erhöht, sollte die Behrens AG reagieren, solange man noch agieren kann und Handlungsfreiräume hat. Wartet man jedoch ab, bis die Zinsen wieder steigen, so wird man am Finanzmarkt schnell zum Gejagten und ein sinkender Aktienkurs macht selbst zuvor einfach aussehende Lösungen plötzlich praktisch unmöglich.
Es ist zwar ein hehres Vorhaben des Vorstands, hohe Einmalkosten in die Hand zu nehmen, um über eine neue Anleihe langfristig Zinsersparnisse einzufahren. Man darf der Unternehmensführung dabei zudem durchaus zutrauen, dass sie rechnen kann und die Emission nur dann durchführen wird, wenn es sich – Stand heute – für die Gesellschaft rechnet. Doch genauso darf man auch den Anleihegläubigern zutrauen, dass auch sie rechnen können. Diese werden sich unter Umständen zwar zu einem Zinsverzicht bereiterklären, jedoch nur unter Zahlung einer entsprechend hohen Umtauschprämie. Diese hatte sich die Behrens AG bereits 2015 – als die 2011er Anleihe umgetauscht werden sollte – zwei Prozent des Umtauschbetrages kosten lassen. Die Zinsersparnis betrug damals 0,25%. Nur um keine Finanzierungslücke zwischen zwei Anleihen zu haben, ist dies also ein durchaus teurer Spaß.
Es fragt sich somit angesichts der fälligen Umtauschprämie und überhaupt angesichts der hohen Zinssätze, ob man mit einer Bankfinanzierung nicht dauerhaft günstiger fährt. Die Gesellschaft weist mit einer Eigenkapitalquote von rund 20% zwar wahrlich keine Top-Werte auf, doch eine günstigere Finanzierung als zurzeit muss für Behrens machbar sein. Denn es ist keine Frage: Die derzeitigen 7,75% sind auf die Dauer zu teuer für das Unternehmen. Die hohen Zinsen kosten der Gesellschaft Wachstum, Handlungsfreiheit und bedeuten auf die Dauer hohe Risiken für das Unternehmen.
Und auch wenn es der Familie Fischer-Zernin verständlicherweise schwerfallen mag: Auch eine Kapitalerhöhung sollte ab sofort ernsthaft ins Auge gefasst werden, um den Bedarf an Fremdkapital dauerhaft zu senken. Auch wenn dies auf der einen Seite einen Verlust von Stimmrechten bedeutet, so könnte dies auf der anderen Seite auch den entscheidenden Befreiungsschlag für das Unternehmen darstellen, woraufhin man womöglich auch wieder eine Dividende zahlen kann. Auch ein Bankdarlehen ließe sich mit neuen Aktien besichern und die Zinssätze so weiter senken. Ein entsprechender Vorratsbeschluss liegt vor. Ausreden gibt es also keine.
So oder so – angesichts der hohen Zinslasten und dem bereits heute bestehenden Rating von BB-, mit welchem die Gesellschaft belastet ist, muss ab sofort gelten: Schuldenabbau first!