Paukenschlag aus Berlin – Hypoport zieht nach Lübeck!

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+ Umzug nach Lübeck steht bevor
+ Keine Lösung im Immobilien-Streit
+ Zustimmung der Aktionäre gilt als sicher

Vor rund einem Jahr kam es zum großen Immobilien-Streit zwischen der Hypoport AG und der Berliner Senatsverwaltung, inklusive öffentlicher Eskalation. Seitdem hätte es eigentlich genug Zeit gegeben die Wogen wieder zu glätten. Doch offenbar lief bei den Gesprächen auch in der Folgezeit schief, was nur schieflaufen konnte. Nun der Paukenschlag: Die Hypoport AG verlässt die Hauptstadt und geht nach Lübeck!

Hypoport bestätigt Umzug
Das noch junge Berliner Fintech-Unternehmen macht damit seine lang angekündigte Drohung war, den juristischen Hauptsitz aus Berlin abzuziehen und zu seiner Tochtergesellschaft Dr. Klein an die Trave zu ziehen. Dies bestätigte Hypoport-CEO Ronald Slabke heute gegenüber dem Tagesspiegel. Bisher stand diese Drohung noch unter der Prämisse, dass es keine Lösung im Immobilien- und Mieter-Streit mit der Stadt Berlin gäbe. Doch alle Hoffnungen auf eine einvernehmliche Lösung scheinen sich nun zerschlagen zu haben.

Der Immobilien-Streit
Hintergrund ist ein Streit um das aktuelle Bürogebäude der Hypoport AG. Die Gesellschaft, welche bisher nur Mieter in dem Komplex war, hatte das Gebäude bereits gekauft. Doch nur einen Tag vor Ablauf der Frist machte die Berliner Senatsverwaltung Nägel mit Köpfen und nahm ihr Vorkaufsrecht wahr. Man wolle dort künftig Teile der Senatsverwaltung ansiedeln, hieß es von Seiten der Stadt. Doch die Hypoport AG war über diese Entscheidung nicht informiert worden und fühlte sich daher derart vor den Kopf gestoßen, dass man mit einem Umzug drohte.

Sollte die Stadt nicht doch noch einlenken und auf ihr Vorkaufsrecht verzichten oder zumindest den Mietvertrag mit der Hypoport AG verlängert, würde man nach Lübeck gehen, grollte es aus dem Unternehmen. Die Stadt an der Trave habe der Gesellschaft bereits repräsentative Flächen angeboten, hieß es damals. Doch die Senatsverwaltung blieb hart. Bis Jahresende muss die Hypoport AG aus den aktuellen Büros nun ausgezogen sein.

Lübeck sagt „Moin!“
Der Umzug nach Lübeck ist damit so gut wie beschlossene Sache. Zwar bedarf es formal noch der Zustimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung, doch die Mehrheit für diesen Beschluss scheint sicher. Allein Hypoport-CEO Ronald Slabke verfügt über rund 36% der Stimmen und bereits ein gleichlautender Beschluss aus dem Vorjahr erhielt auf der Hauptversammlung eine große Mehrheit.

Die Stadt Berlin verliert damit Einnahmen der Gewerbesteuer in nicht unerheblicher Höhe. Arbeitsplätze werden der Hauptstadt jedoch vorerst nicht direkt abhanden kommen. Hypoport möchte die bisherigen 330 Mitarbeiter auch weiterhin in Berlin arbeiten lassen und sucht derzeit nach einer Ersatzimmobilie. Jedoch macht das Unternehmen auch klar, dass man in Berlin künftig nur noch das Nötigste Ansiedeln wolle. Neue Abteilungen und Projekte werde es in Berlin nicht mehr geben, sagte der Vorstandsvorsitzende Ronald Slabke heute gegenüber dem Berliner Tagesspiegel.

Ein Schwergewicht kommt nach Schleswig-Holstein
Die Hypoport AG wird damit zur derzeit 13. börsennotierten Aktiengesellschaft in Schleswig-Holstein und gleichsam das 14. SH-Unternehmen, welches auf dieser Seite eine Heimat finden wird. Das Unternehmen ist derzeit im SDAX notiert und bringt eine Marktkapitalisierung von rund 1,2 Mrd. Euro auf die Waage. Die Hypoport AG wird damit auf Anhieb Lübecks wertvollstes Unternehmen noch vor dem traditionsreichen Drägerwerk sein. In Schleswig-Holstein rangiert Hypoport damit auf Rang 3 hinter Freenet und der Comdirect.


Kommentar: Herzlich Willkommen in Schleswig-Holstein!
Man mag vom Verhalten der Berliner Senatsverwaltung halten was man möchte: Ein echtes Vorzeige-Unternehmen zu vergraulen dürfte ein einmaliger Vorgang in der bundesdeutschen Geschichte sein und wohl auch bleiben. Doch was dem Einen ein Graus ist, wird der Andere womöglich sogar begrüßen.

Fakt ist: Durch ihre Entscheidung hat die Stadt Berlin ihr wirtschaftspolitisches Ansehen schwer beschädigt. Aber was künftig Arbeitsplätze kosten dürfte, könnte langfristig gleichzeitig auch entspannend auf den Wohnungsmarkt wirken. Wie groß der Druck dort mittlerweile ist, haben nicht zuletzt die großen Demonstrationen vom vergangenen Wochenende gezeigt, auf denen der Ruf nach Enteignungen erschreckend selbstverständlich vorgetragen wurde. Ob die Stadt Berlin bei Hypoport die richtige Entscheidung getroffen hat, werden die Berliner am Ende selbst entscheiden – und zwar bei der nächsten Senatswahl in gut zwei Jahren.

Zum Ende dieses Berichtes möchte ich die Hypoport AG und ihre Mitarbeiter/innen bereits jetzt in Schleswig-Holstein herzlich willkommen heißen! Möge die unternehmerische Zukunft der Hypoport AG im Norden mindestens genauso golden strahlen wie ihre bisherige Vergangenheit!

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