SLM Solutions startet müde ins Jahr 2021

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+ Umsatzrückgang im ersten Quartal
+ Immerhin: mehr Aufträge, reduzierter Verlust
+ Finanzierungsproblem wird drängender

Die Corona-Pandemie hat so manche Branchen hart durchgerüttelt. Der Absatz stockte und teilweise brachen auch Lieferketten zusammen. Einige Marktbeobachter sahen darin eine mögliche Chance für die Additive Fertigung. So könnten Unternehmen sich unabhängiger beispielsweise von ausländischen Zulieferern machen, wenn sie ihre Teile schlicht selbst produzieren. Doch SLM Solutions konnte hiervon offenbar zumindest im ersten Quartal 2021 nicht profitieren.

Weniger Umsatz, höherer Auftragseingang

So ist der Umsatz mit 15,4 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahresquartal sogar rückläufig gewesen. Damals standen hier noch 17,8 Mio. Euro in den Büchern, was einem Rückgang von rund 13,5 % entspricht. Dieser Rückgang habe sich jedoch im Rahmen der Erwartungen des Managements bewegt, beteuert SLM Solutions. Gleichzeitig heißt es, die Umsatzzahlen würden die Jahresprognose stützen. Hier plant SLM Solutions mit einem Plus von 15% auf Jahressicht. Dies entspräche rechnerisch einem Jahresumsatz von 71,0 Mio. Euro, bzw. 17,8 Mio. Euro pro Quartal.

Dass das Unternehmen selbst von einem „soliden ersten Quartal“ spricht, liegt vermutlich daran, dass sich immerhin der Auftragseingang positiv entwickelt hat. Dieser könnte sich von 2,9 Mio. Euro im Q1 2020 auf jetzt 13,4 Mio. Euro mehr als vervierfachen. Der Auftragsbestand ist damit von 23,7 Mio. Euro aus 2020 auf nun 31,8 Mio. Euro gestiegen. Warum man trotz eines gestiegenen Auftragseingangs und -bestandes einen letztlich gesunkenen Umsatz zu vermelden hat, verrät SLM Solutions in der heutigen Mitteilung jedoch nicht.

Verlust reduziert, anziehende Nachfrage im zweiten Halbjahr?

Die guten Auftragszahlen können jedenfalls nicht über ein nach wie vor negatives EBITDA hinwegtäuschen. Dieses Minus sank immerhin leicht von -3,0 Mio. Euro in 2020 auf nun 2,1 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet SLM Solutions mit einer Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Damals lag das EBITDA-Minus am Jahresende bei -14,8 Mio. Euro. Während man beim EBITDA also auf einem guten Weg ist, wird man sich beim Umsatz wohl noch mächtig ins Zeug legen müssen.

Dass dies möglich ist, betont das SLM Solutions jedoch in seiner Mitteilung. So rechne man für das zweite Halbjahr 2021 mit einer Beschleunigung des Umsatzwachstums – offenbar vor allem aufgrund der neuen NXG XII 600-Maschine. „Ein bedeutender Treiber für unser zukünftiges Wachstum ist die Vermarktung der NXG XII 600, die unsere ohnehin schon hohen Erwartungen hinsichtlich des Kundeninteresses weiter übertrifft“, verkündet SLM Solutions-CEO Sam O’Leary.

Neue Maschine macht Hoffnung – doch der Absatz stockt

So sei es gelungen, mit einem führenden „Energy OEM“ (Energie-Erstausrüster) ein sogenanntes „Memorandum of Understanding“ abzuschließen. So pflegt SLM Solutions im PR-Sprech größere Vorverträge vor Entstehung einer Abnahmeverpflichtung zu nennen. Nach der Erreichung klar definierter, technischer Anforderungen solle dann eine feste Bestellung über NXG XII 600-Maschinen folgen, so O’Leary. Den SLM-Anlegern ist jedoch bereits aus den vergangenen Quartalen bekannt, dass das scheinbar hohe Interesse an der neuen Maschine regelmäßig betont wird. Echte Kaufverträge mit Abnahmeverpflichtungen konnte man bisher jedoch kaum präsentieren.

Immerhin gab es zuletzt zumindest auf der Finanzierungsseite von SLM Solutions Positives zu vermelden. So war es der Lübecker Gesellschaft von einigen Wochen gelungen, die zweite Tranche ihrer Wandelanleihe am Markt zu platzieren. Diese hatte etwa 15 Mio. Euro in die SLM-Kassen gespült und wurde offenbar unter anderem auch von Gründer Hans-Joachim Ihde gezeichnet. Man werde dieses Geld nun für die Produktion der NXG XII 600-Maschine investieren und zudem das Vertriebs- und Service-Netz ausbauen, wie Co-Vorstand Dirk Ackermann bekannt gab.

Finanzierungsprobleme werden drängender

Wie viel Geld von den aufgenommenen 15 Mio. Euro jedoch überhaupt investiert werden kann, ist aus Sicht des SH-Investors durchaus fraglich, schließlich kippt die Passiv-Seite der Bilanz angesichts der negativen Geschäftsergebnisse mittlerweile zusehends. So weist SLM Solutions bei einer Bilanzsumme von 126,9 Mio. Euro aktuell nur noch ein Eigenkapital von 10,7 Mio. Euro aus – und das wohlgemerkt in der durchaus offensiven Bewertung nach internationalem Rechnungslegungsstandard IFRS. Dies entspricht einer Eigenkapitalquote von nur noch 8,4%.

Angesichts der weiterhin negativen Geschäftsahlen – unter dem Strich machte SLM Solutions im ersten Quartal 2021 ein Minus in Höhe von 5,1 Mio. Euro – dürfte es daher aus Sicht des SH-Investors auf Dauer nicht erfolgsversprechend sein, durch die Ausgabe neuer (Wandel-)Anleihen vor allem die Fremdkapitalseite der Bilanz zu stärken, zumal im kommenden Jahr auch die Wandelanleihe in einer Höhe von 58,5 Mio. Euro fällig wird.

Überhaupt fragen sich manche Anleger an der Börse inzwischen, wie das SLM-Management denn gedenkt, diese hohe Summe im kommenden Jahr zurückzuzahlen. Dies wird daher mit Sicherheit ein spannendes Thema auf der kommenden Hauptversammlung sein. Die Wandelanleihe notiert aktuell jedenfalls bei nur 92,5%. Die nächste Kapitalerhöhung könnte also vorprogrammiert sein und sollte aus Sicht des SH-Investors auch dringend angepeilt werden. So ließe sich der aktuell doch ganz ordentliche Aktienkurs nutzen, um hiermit möglichst viel Geld bei einer möglichst geringen Verwässerung einzuspielen.

Veröffentlichung nur auf Englisch: Verstoß gegen die Börsenordnung?

Auffällig ist auch, dass SLM Solutions seinen Quartalsbericht bisher nur in englischer Sprache veröffentlicht hat. Dabei heißt es in der Börsenordnung der Frankfurter Börse in §48, Absatz 3 hingegen: „Der Halbjahres- bzw. Quartalsfinanzbericht muss in deutscher und in englischer Sprache abgefasst sein.“ Gegen diese Regelung verstößt SLM Solutions bisher offenkundig.

Wohlmöglich gibt es jedoch in den kommenden Tagen auch noch eine Veröffentlichung auf Deutsch. Immerhin war die Veröffentlichung des Q1-Berichtes ursprünglich auch erst für den 20. Mai angekündigt. Sollte dieser Termin jedoch verstreichen, sollten aus Sicht des SH-Investors sowohl die Deutsche Börse AG, als auch SLM Solutions selbst prüfen, ob das Unternehmen künftig weiterhin im Segment „Prime Standard“ notiert bleiben kann, bzw. will.

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