Was macht eigentlich… die Wind 7 AG?

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+ StiegeWind-Verkauf macht Hoffnung
+ Kapitalerhöhung soll(te) es richten
+ Wind 7 blickt in ungewisse Zukunft

Zur Jahrtausendwende mit großen Hoffnungen und teils starken Jahresgewinnen im Bereich der erneuerbaren Energien gestartet, wurde es in den letzten Jahren zunehmend ruhig um die finanziell angeschlagene Wind 7 AG aus Eckernförde. Der SH-Investor schaut in diesem Beitrag einmal genauer auf die Gesellschaft und gibt einen Überblick über den aktuellen Sachstand.

Von Kostensenkungen und geplanten Umzügen

Nein, die Geschäfte der Wind 7 AG laufen schon länger nicht mehr gut. Das ist wahrlich kein Geheimnis. Daran haben auch die zahlreichen Versuche der jeweiligen Geschäftsleitungen, das Ruder herumzureißen nicht allzu viel ändern können. Zwar sind diverse Maßnahmen gestartet worden, um die Kosten zu senken und die Ertragslage zu verbessern, doch der letzte Jahresgewinn datiert nach wie vor aus dem Jahr 2014. Jetzt gibt es einen erneuten Versuch, das Unternehmen zu retten.

So soll u.a. der Personalbestand deutlich reduziert werden, was angesichts von ohnehin nur noch 15 Mitarbeitern per Ende 2019 jedoch so langsam an die Substanz gehen könnte. Zudem plant man mit einer günstigeren Aktionärsbetreuung Kosten zu sparen. War die Wind 7-Aktie früher über die bekannte Plattform „Valora Effekten“ handelbar, müssen Aktionäre heute notgedrungen außerhalb von Valora Effekten einen Käufer für ihre Wertpapiere finden. Immerhin verspricht die Wind 7 AG ihren Anlegern auch weiterhin als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage zu dienen. Die Vertragsabwicklung erfolgt hierbei seit gut einem Jahr über die eco eco AG aus Bamberg, bzw. Eggolsheim.

Apropos Eggolsheim: Dort soll auch der neue Firmensitz der Gesellschaft liegen. Dies beschloss die Hauptversammlung 2020. Auch die Hauptversammlungen sollen künftig offenbar dort stattfinden. Dies ergibt auch vor dem Hintergrund Sinn, dass die Geschäftsleitung bereits seit Jahren vorwiegend aus Süddeutschland agiert. Doch zumindest bisher scheint der Umzug noch nicht vollzogen zu sein. Der Website der Wind 7 AG zufolge residiert das Unternehmen nach wie vor an seinem bisherigen Stammsitz in Eckernförde.

Verkauf der StiegeWind GmbH macht Hoffnung

Als wohl wichtigste Maßnahme im Kampf zur Rettung der Wind 7 AG darf jedoch der Verkauf der verlustbringenden Tochtergesellschaft StiegeWind im abgelaufenen Dezember gelten. Käufer ist hierbei die Prokon Regenerative Energien eG. Prokon sorgte vor einigen Jahren seinerseits durch eine spektakuläre Pleite für bundesweites Aufsehen und Verluste unter zahlreichen Kleinanlegern. Die StiegeWind GmbH sorgte durch das Auftauchen bilanzieller Altlasten in der Vergangenheit mit erschreckender Regelmäßigkeit für große Löcher in den Wind 7-Bilanzen, weshalb der Verkauf unter Anlegern als Erfolg gewertet wird.

Eingefädelt hat diesen Deal offenbar der neue Vorstand, Diplom-Kaufmann Wolfgang Lorenz. Dieser übernahm die Geschäfte der Wind 7 AG im Oktober 2020 von der Münchenerin Elke Hanel, welche ihrerseits die Geschäfte des Eckernförder Unternehmens erst 2019 übernommen hatte. Überhaupt geben sich seit Jahren die zahlreichen Vorstände und Aufsichtsräte die Klinke in die Hand. Auch der von den norddeutschen Hauptversammlungen bekannte DSW-Vertreter Dr. Dirk Unrau kandidiert seit einigen Jahren nicht mehr für den Aufsichtsrat der Wind 7. Die Gründe hierfür sind dem SH-Investor jedoch unbekannt.

Kapitalerhöhung für professionelle Investoren

Die Hauptaufgabe für Wolfgang Lorenz dürfte nun die kommende Unternehmenssanierung sein. Mit dem Verkauf der StiegeWind GmbH mag hier der erste zaghafte Schritt geschafft sein. Doch um die Gesellschaft finanziell vom Kopf wieder richtig auf die Füße zu stellen, ist wahrscheinlich auch eine Kapitalerhöhung notwendig. Diese will/wollte das Unternehmen Anfang dieses Jahres vollziehen. Um Kosten für die Prospekterstellung zu sparen, klemmte man sich jedoch ebendiesen Schritt. Ob das so schlau war, bleibt abzuwarten. Schließlich verzichtete man damit auch auf mögliche Investitionssummen von unter 100.000,- Euro.

Ob bei der aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage professionelle Investoren wirklich mal eben über 100.000,- Euro in das Unternehmen stecken werden, wird vom SH-Investor jedenfalls durchaus skeptisch betrachtet. Und auch vermögende Privatanleger anzulocken könnte sich angesichts eines schwindenden regionalen Bezugs schwierig gestalten. Während man Eckernförde zu verlassen gedenkt, ist man in Eggolsheim – und insbesondere den lokalen Investoren – momentan wohlmöglich noch nicht wirklich angekommen. Die Zeichnungsfrist der Kapitalerhöhung ist auf jeden Fall jüngst abgelaufen, wie die Gesellschaft in einer kürzestmöglichen Presseveröffentlichung mitteilte. Ob und wenn ja, wie viele der neuen Aktien gezeichnet wurden, verriet die Wind 7 AG darin nicht.

Dass die Kapitalerhöhung durchaus scheitern könnte, zog die Wind 7 AG offenbar auch selbst in Betracht. So heißt es im letzten Geschäftsbericht der Eckernförder: „Sollten diese Vorhaben [zu der unter anderem die geplante Kapitalerhöhung gehört, Anm.] nicht durchführbar sein, käme als letzte Alternative die Liquidation der Gesellschaft zum Tragen, wobei die Gesellschaft davon ausgeht, über genügend Vermögenswerte zu verfügen, um ihre Verbindlichkeiten begleichen und auch noch einen Betrag an die Aktionäre ausschütten zu können.“

Warum Wind 7 die Aktien vermutlich nicht aus der Hand gerissen werden

Warum die Kapitalerhöhung gescheitert sein könnte – sofern sie denn gescheitert ist – darüber darf durchaus spekuliert werden. Neben der finanziellen Lage des Unternehmens könnte aus Sicht des SH-Investors nicht zuletzt auch die Bilanzpolitik des Unternehmens hieran schuld sein. So erhielt der jüngste Jahresabschluss der Wind 7 AG nur noch einen eingeschränkten Bestätigungsvermerk vom der Abschlussprüferin, der FIDES Treuhand aus Hamburg.

So monieren die Abschlussprüfer unter anderem, dass die Bilanzierung der StiegeWind GmbH Ihrer Höhe nach nicht als korrekt nachgewiesen werden konnte. Zudem geht es auch um eine Bürgschaft, die man der StiegeWind GmbH gegeben habe. Die Wind 7 AG habe nicht ausreichend darlegen können, dass für den Fall des Fälligwerdens dieser Bürgschaft Rückstellungen hätten gebildet werden müssen, heißt es hierzu vonseiten der FIDES Treuhand.

Eine Bilanz mit Geschmacksfrage

Derartige Meinungsverschiedenheiten mit Abschlussprüfern sind nicht unbedingt dafür bekannt, das Vertrauen der Investoren in ein Unternehmen zu erhöhen. Und gerade die angesprochene Bürgschaft lässt es aus Sicht des SH-Investors in gewissem Maße unsicher erscheinen, ob die Wind 7 AG die Altlasten und Probleme mit dem Verkauf jener StiegeWind GmbH bereits jetzt endgültig losgeworden ist. Ob es im Rahmen des Verkaufs der StiegeWind auch eine Vereinbarung mit den Gläubigern zur Beendigung der Bürgschaft oder anderweitige Lösungen gegeben hat, teilte das Unternehmen schlicht nicht mit.

Zudem ist der jüngste Jahresabschluss mitsamt einer nachträglichen Buchung veröffentlich worden. Demnach sollte eine Kapitalherabsetzung erfolgen. Diese könnte den Makel eines teilweise aufgezehrten Grundkapitals zumindest optisch bereinigen und einen sogenannten „Bilanzgewinn“ erzeugen. Hierzu heißt es von der Wind 7 AG im Geschäftsbericht: „Die Kapitalherabsetzung wurde im Jahresabschluss bereits so erfasst, als ob die Kapitalherabsetzung vor dem Bilanzstichtag wirksam durchgeführt worden wäre.“

Nun darf man an dieser Stelle gerne anderer Meinung sein, doch zumindest Der SH-Investor schätzt es nicht besonders, wenn ein Zahlenwerk in einer Weise daherkommt, dass es noch durch die Hauptversammlung bestätigt werden muss. In diesem Fall steht und fällt die veröffentlichte Bilanz mit dem entsprechenden Aktionärsbeschluss – auch wenn die Auswirkungen letztlich nur mathematischer Natur sein mögen. Immerhin: Sowohl die Kapitalherabsetzung, als auch die Feststellung des veröffentlichten Geschäftsberichtes wurden im Spätherbst 2020 von den Aktionären durchgewunken. Insofern hat die Geschäftsleitung in diesem Punkt offenbar alles richtig gemacht.

Fazit

Ob die Kuh mit den eingeleiteten Maßnahmen vom Eis ist, kann aktuell wohl kaum beurteilt werden. So bleibt u.a. abzuwarten, wie hoch der vom Vorstand erwartete Jahresverlust der Wind 7 AG für 2020 letztlich ausgefallen ist. Nach allen vorliegenden Informationen ist aus Sicht des SH-Investors jedenfalls stark erhöhte Wachsamkeit geboten.


Hinweis: Der vorliegende Text beruht neben Fakten nicht zuletzt auch auf subjektiven Empfindungen und gibt daher ausschließlich die Meinung des Autors wieder.  Der Artikel stellt keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der genannten oder anderer Wertpapiere dar.

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