+ Ceconomy mit schwachem Geschäftsjahr 2017/18
+ Dividendenausfall angekündigt
+ Freenets Ceconomy-Investment bereits bei 70% im Minus
Im Juni war die Freenet AG mit 9,1% bei der Ceconomy AG eingestiegen. Was den Aktionären anfangs als strategisches Investment in die Zukunft verkauft wurde, entwickelte sich rasch zu einem Desaster. Heute erreichte die Ceconomy-Aktie ein neuerliches Allzeittief.
Miese Zahlen, keine Dividende
So erzielte die Ceconomy AG, zu der u.a. MediaMarkt und Saturn gehören, im Geschäftsjahr 2017/18 nur noch einen Mini-Gewinn in Höhe von 23 Mio. Euro nach 206 Mio. Euro im vorangegangenen Geschäftsjahr. Das entspricht einem Gewinneinbruch von über 88%. Auch das operative Ergebnis (Ebit) brach um 15% auf 399 Mio. Euro ein. Ebenso der Umsatz: Hier steht immerhin ein Minus von „nur“ einem Prozent zubuche.
Doch es kommt noch dicker! Aufgrund des schwachen Geschäftsjahres beabsichtigt der Konzern die Dividende zu streichen. Angesichts der miesen Zahlen sieht das Unternehmen keine Basis mehr für eine Gewinnausschüttung. Damit fällt nun auch das letzte Argument der Befürworter des Freenet-Einstieges bei Ceconomy weg. Diese hatten immer angeführt, der Kauf würde sich binnen weniger Jahre bereits durch anstehende Dividendenzahlungen amortisieren – ein Trugschluss wie sich nun herausstellt.
Auch 2019 ein „Jahr des Umbruchs“
Aber auch damit nicht genug des Schlechten! So ist für den Konzern offenbar auch für das kommende Geschäftsjahr kaum Besserung in Sicht. Der Vorstand rechnet mit nur leicht steigenden Umsätzen. Das dürfte jedoch zu wenig sein, zumal das Unternehmen offenbar auch mit einem weiterhin sinkenden Ebit kalkuliert. 2019 werde ein Jahr des Umbruchs sein, heißt es von dem Unternehmen. Dieser Umbruch ist wohl auch bitter nötig.
Sich selbst sieht die Ceconomy jedoch auf einem guten Weg. So habe der Konzern ein klares Verständnis dafür, weshalb man die Jahresziele verfehlt habe, sagt etwa Finanz-Chef Mark Frese. So wirklich glauben mag man dieser Aussage an der Börse jedoch offenbar nicht, wird doch eben genau jener Mark Frese den Konzern ohnehin bald verlassen. Weder für ihn, noch für den bereits im Oktober ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden Pieter Haas ist bisher ein Nachfolger gefunden worden. Das sind alles andere als gute Vorraussetzungen für eine goldene Zukunft.
Zuletzt negative Presseberichte
Auch die Marketing-Abteilung schien zuletzt etwas auf Abwegen unterwegs zu sein. So wurde kürzlich unter anderem mit einer freizügigen Sophia Thomalla, „Männertagen“ und einer obszönen Anspielung Werbung für das Weihnachtsgeschäft gemacht. Die Kampagne rief sogar den Deutschen Werberat auf den Plan. Auch online fiel die Resonanz auf die Werbung überwiegend nicht gut aus.
In Schleswig-Holstein sorgte zuletzt zudem eine schwere Straftat für Aufsehen. In Flensburg kam es unter mehreren Migranten zu einer Messerstecherei mit einem Schwerverletzten – mitten im Eingangsbereich zum örtlichen Saturn-Markt. Das Foto war groß in allen Zeitungen in Schleswig-Holstein zu sehen. Wie es dort nun zu Weihnachten mit der Kundenfrequenz aussieht, können sich die Aktionäre selbst ausmalen.
Unterdessen wird der Kieler Saturn-Markt am Alten Markt gerade verkleinert. Da unter anderem ein Textildiscounter ist das „Nordlicht“-Geschäftshaus einziehen möchte, verliert der Saturn-Markt etwas an Geschäftsfläche. Nach einem Bericht der Kieler Nachrichten kommt dies dem Marktleiter offenbar auch nicht ganz ungelegen, da so dessen Miete sinkt. Nach der Eröffnung des neuen Ladens vor einigen Jahren wurde schnell klar, dass sich die hohen Besuchererwartungen wohl nicht erfüllen würden. Insbesondere der teilweise als monströs empfundene Eingangsbereich mit der langen Rolltreppe zum Nordlicht sorgte für öffentliche Diskussionen.
Freenets Investment bisher desaströs
Besonders ärgerlich sind die neuen Negativ-Nachrichten vor allem für Freenet. Im Juni war man mit zu einem Preis von 8,50 Euro pro Anteilsschein mit 9,1% bei Ceconomy eingestiegen. Der Kauf hatte insgesamt 277 Mio. Euro verschlungen. Doch mit der heutigen Hiobsbotschaft fällt der Aktienkurs um weitere 14% auf derzeit noch 3,09 Euro. Das entspricht gegenüber Freenets Kaufkurs einem Minus von rund 70%. Aus ehemals 277 Mio. Euro hat Freenet damit nur noch 100 Mio. Euro gemacht – ein Minus von 177 Mio. Euro, dass vermutlich auch noch die Freenet-Aktionäre früher oder später zu spüren bekommen werden.
Damit könnte sogar die bisher verleugnete Goldman Sachs-Meinung auftrieb erhalten, nach der erhebliche Dividendenrisiken in der Freenet-Aktie schlummern. Zwar tangieren die Wertberichtigungen bei Ceconomy nicht den Cashflow von Freenet, sehr wohl aber die jetzige Dividendenstreichung. Sollte durch den Wertverlust der Aktien auch der Freenet-Gewinn erheblich belastet werden, so ist es auf die Dauer zudem kaum vorstellbar, dass Freenet eine Dividende ausschüttet, die über dem Jahresgewinn liegt, nur weil der Cashflow es theoretisch hergeben würde. Auch in der Hamburger Freenet-Zentrale sollten jetzt die Warnleuchten angehen.
Quellen:
– DGAP-Meldung
– Bericht der ARD-Börse