Freenet nach den Quartalszahlen

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+ Alle „neuen“ Kursziele im Überblick
+ FreenetTV-Kunden: Prognose gesenkt oder nicht?
+ Verwirrung um Kundenverlust im TV

Bereits am Mittwochabend präsentierte die Freenet AG ihre Geschäftszahlen für das dritte Quartal – einen Tag früher als vorher angekündigt. Natürlich nehmen auch die Analysten die neuen Zahlen zur Kenntnis und überprüfen seither ihre Prognosen. Darüber hinaus gibt auch rund um das TV-Geschäft erhöhten Gesprächsbedarf.

Die „neuen“ Kursziele sind da
Nach den Quartalszahlen haben gleich mehrere Analyse-Institute ihre neuen Kursziele für die Freenet AG ausgerufen. Wobei das Wort „neu“ hier mit Vorsicht zu genießen ist. In Wahrheit haben alle Analysten ihre bisherigen Prognosen bestätigt. Das hielt einige Analysten jedoch nicht davon ab, dennoch von einer „Enttäuschung“ zu sprechen. Die Kursspanne bleibt damit weiterhin groß. Hier alle bisher bestätigten Kursziele im Überblick:

Analyst Kursziel Empfehlung bisher Kommentar
Barclays 21,00 € Underweight unverändert „Ohne Einmaleffekte unter Markterwartung, Mobilfunkgeschäft gut“
UBS 23,50 € Neutral unverändert „Drittes Quartal hat Erwartung verfehlt, Gesamtbild stabil“
Goldman Sachs 19,00 € Sell unverändert „Erwartungen verfehlt, vor allem TV- & Mediengeschäft schlecht“
Kepler Cheuvreux 25,00 € Hold unverändert „Durchwachsene Zahlen, TV-Kunden rückläufig“
Commerzbank 28,00 € Hold unverändert „Zahlen solide, Verkauf des Radiogeschäfts verzerrt Kennzahlen“
Equinet 36,00 € Buy unverändert „Freenet hat Zweifler eines Besseren belehrt“

Verwirrung um Freenets TV-Kundenzahl – Prognose gesenkt oder nicht?
Für einige Verwirrung sorgte in dieser Woche die von Freenet ausgewiesene Zahl an TV-Kunden. Bisher hatte man die Zahl der verkauften FreenetTV-Kundenkarten mit der Zahl der Abo-Kunden gleichgesetzt. Doch offenbar gab und gibt es eine ganze Reihe von Kunden, die ihre Karten wie bei einem Prepaid-Vertrag vorab kaufen, ohne diese sofort zu aktivieren. Aus Gründen der größeren Transparenz hat Freenet daher die ausgewiesene Zahl von „Abo-Kunden“ auf „Revenue generating Unit“ (Umsatz-generierende Kunden, kurz: RGUs) umgestellt.

Im Rahmen dieser Umstellung hat Freenet auch seine Prognose auf die neue Zahl umgestellt. Anstelle von 1,2 Mio. verkaufter Kundenkarten erwartet man nun bis Jahresende über 1 Mio. RGUs. Diese Zahl sei jedoch mit der bisher genannten Zahl von 1,2 Mio. Kundenkarten nach alter Berechnungsmethode vergleichbar, erläuterte das Unternehmen. Viele Anleger werden unter dem Begriff „Abo-Kunden“ bisher jedoch wohl etwas anderes verstanden haben, als lediglich die Zahl an verkauften Karten.

Nichtsdestotrotz kann man festhalten, dass das Wachstum bei FreenetTV nur wegen dieser Umstellung nicht etwa schneller oder langsamer gelaufen ist als bisher prognostiziert. Die Berechnungsgrundlage ist lediglich eine andere geworden. Dennoch bedeutet die neue Zahl an RGUs wohl auch, dass man in absoluten Zahlen derzeit offenbar rund 200.000 weniger „echte“ Kunden hat, als bisher gedacht.

RGUs stark rückläufig – Grund unklar
Außerdem sorgte noch die Tatsache für Aufsehen, dass FreenetTV gegenüber den Q2-Zahlen offenbar rund 100.000 RGUs verloren hat. Dies berichteten mehrere Medien. In der Tat wird im neuen Geschäftsbericht rückwirkend für das zweite Quartal 2018 von gut 1 Mio. RGUs bei FreenetTV berichtet. Über die Gründe, weshalb sich die Zahl im dritten Quartal auf nun noch 901.500 verringert habe, schweigt sich der Geschäftsbericht jedoch aus. Auch wurde bei FreenetTV ein leicht geringerer Umsatz pro Kunde als in Q2 registriert.

Hintergrund könnten einige Sonderkonditionen zur Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft gewesen sein („Gratismonate“, etc.). Im Internet berichten zudem einige Ex-Kunden von FreenetTV, dass sie nach einer Kündigung vom Freenet-Kundenservice kein Verlängerungsangebot zu Sonderkonditionen mehr erhalten hätten. Bei anderen Unternehmen ist es hingegen durchaus üblich, dass Kunden nach einer Kündigung mit Sonderangeboten manchmal sogar mit kostenlosen Leistungen wieder zurückgeworben werden.

Insbesondere beim PayTV-Anbieter „Sky“ ist daraus jedoch auch eine Art Kündigungssport geworden, in dem Kunden sich das TV-Angebot zu Spottpreisen sichern wollen. Dieses Spielchen scheint FreenetTV offenbar nicht mitspielen zu wollen. Womöglich sind daher einige Kunden mit ihrer Kündigung auf die Nase gefallen. Dies kann jedoch mit Sicherheit keinen Rückgang von knapp 100.000 RGUs begründen. Das Management ist den Freenet-Eigentümern da offenbar noch Antworten schuldig.


Quellen:
– Bericht von dpa-AFX – Barclays
– Bericht von dpa-AFX – UBS
– Bericht von dpa-AFX – Goldman Sachs
– Bericht von dpa-AFX – Kepler Cheuvreux
– Bericht von dpa-AFX – Commerzbank
– Bericht von dpa-AFX – Equinet
– Bericht von Chip.de – FreenetTV
– Bericht von digitalfernsehen.de – FreenetTV

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