+ Gläubigerausschuss-Mitglieder erhalten Vergütung
+ Weitere Filialen an Orion verkauft
+ Eigentümer Robus Capital: Neue Beteiligung
Vor über einem Jahr stellte die Beate Uhse AG einen Insolvenzantrag. Angesichts der Größe des Unternehmens geht das Insolvenzverfahren bisher erstaunlich zügig und reibungslos über die Bühne. Nun wurden weitere Neuigkeiten bekannt, die auf einen baldigen Verfahrensabschluss hindeuten könnten.
Gläubigerausschuss-Mitglieder erhalten Vergütung
So haben laut offiziellen Insolvenzbekanntmachungen zwei Mitglieder des Gläubigerausschusses im Dezember einen Antrag auf Vergütung beim Flensburger Amtsgericht eingereicht. Diesen Anträgen wurde gemäß den gerichtlichen Bekanntmachungen nun offenbar entsprochen.
So darf Jürgen Schulz, welcher als Vertreter der Arbeitnehmer der Beate Uhse AG im Gläubigerausschuss sitzt rund 3.600 Euro aus der Insolvenzmasse entnehmen, um seine Tätigkeit zu vergüten. Beim anderen Mitglied, dem Kölner Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) sind es sogar knapp 7.400 Euro. Der PSVaG ist mit 1,7 Mio. Euro offener Forderungen einer der größten Gläubiger der Beate Uhse AG und vertritt im Ausschuss die Interessen der Kleingläubiger. Er wird vertreten durch Dr. Jan Uhlenbruck.
Schnelles Verfahrensende in Sicht?
Wie die Vergütungsanträge zu bewerten sind, kann momentan nicht abschließend eingeschätzt werden. Sie könnten zwar auf der einen Seite als Indiz für ein bald abgeschlossenes Insolvenzverfahren gesehen werden. Doch auch das Gegenteil wäre durchaus denkbar. Sollte sich das Verfahren noch absehbar um mehrere Jahre hinziehen, wären die Anträge auf eine abschlägige Vergütung der Mitglieder des Gläubigerausschusses schließlich umso verständlicher.
Insgesamt haben viele Marktteilnehmer bisher jedoch den Eindruck gewonnen, es handele sich um ein außergewöhnlich schnelles Insolvenzverfahren. Dies könnte auch daran liegen, dass die Marke Beate Uhse unter dem Dach der be you GmbH längst ein neues Zuhause und vor allem eine hoffentlich rosige Zukunft gefunden hat. Der be you GmbH dürfte daher daran gelegen sein, das Insolvenzverfahren so schnell wie möglich zu beenden, um mit „Beate Uhse“ künftig vor allem für positive Schlagzeilen zu sorgen. Ein so schleppender Insolvenzfortgang wie beispielsweise bei der legendären IG Farben AG steht daher in diesem Falle eher nicht zu befürchten. Der Gläubigerausschuss besteht insgesamt aus fünf Mitgliedern.
Weitere Filialen an Orion verkauft
Eine weitere Neuigkeit ergab sich zudem an der Filial-Front. Die vorhandenen Filialen der Beate Uhse AG warfen in der Vergangenheit aufgrund des Trends zum Online-Kauf nicht mehr genügend ab oder schrieben sogar Verluste, weshalb es 2017 zur Insolvenz kam. Seitdem arbeitet die be you GmbH daher daran, die Marke „Beate Uhse“ vorrangig als Online-Händler zu etablieren. Die noch vorhandenen Filialen stören dabei nur.
Wie das Portal für Wirtschaft und Recht juve.de berichtet, hat man daher nun weitere Filialen an den Konkurrenten Orion verkauft. Die Orion Erotik Fachgeschäfte GmbH & Co. KG aus dem hessischen Biebertal baut bereits seit längerem ihr Filialnetz trotz der laufenden Digitalisierung aus. Mittlerweile hat man so über 160 Filialen mit einem Umsatz von rund 50 Mio. Euro im Portfolio. Damit ist man in Deutschland Marktführer. Allerdings hat Orion bezüglich der Läden auch ein deutlich anderes Konzept als die Beate Uhse AG. So richtet Orion die Läden lediglich ein und vergibt diese dann an selbstständige Handelsvertreter, welche die Filialen auf eigene Rechnung betreiben.
Hintergrund: Orion-Gruppe
Die Orion Erotik Fachgeschäfte GmbH & Co. KG ist nicht zu verwechseln mit der Orion Versand GmbH & Co. KG, welche ausschließlich online verkauft und ihren Sitz in Flensburg hat. Beide Unternehmen sind zwar gesellschaftlich miteinander verwoben, auf dem Papier jedoch eigenständig. Zudem ist die Orion-Gruppe eine historische Abspaltung der Beate Uhse AG, welche 1981 durchgeführt wurde. Damit sollte den beiden Familienteilen Uhse und Rotermund-Uhse eine Nachfolge der legendären Sex-Pionieren Beate Uhse ermöglicht werden. Während Orion den Trend zum Online-Handel jedoch erkannte, verschlief die Beate Uhse AG diesen in der Folge völlig.
Robus Capital: Beteiligung an Gerry Weber-Tochter?
Wie es scheint, hat der be you-Eigentümer Robus Capital neuerdings ein weiteres Betätigungsfeld gefunden. Nach der Insolvenz der Modekette Gerry Weber drohte in der Folge auch deren Tochtergesellschaft Hallhuber die Zahlungsunfähigkeit. Doch wie nun bekannt wurde, ist mit Robus Capital offenbar ein neuer Geldgeber eingesprungen, um das Unternehmen doch noch zu retten.
Wie die WirtschaftsWoche nun berichtet, könnte es ähnlich wie bei der Beate Uhse AG auch bei Hallhuber zu einer Komplettübernahme durch Robus kommen. Derartige Möglichkeiten bieten laut WiWo zumindest die vereinbarten Finanzierungsbedingungen. Robus Capital gilt als ausgemachter Experte für sanierungsbedürftige Unternehmen. Als reiner Finanzinvestor rechnen daher viele Experten auch in Bezug auf die Beate Uhse-Reste damit, dass Robus sich bereits kurze Zeit nach Abschluss der Sanierung von seiner Beteiligung gewinnbringend trennen wird.