Freenet-Beteiligung: Ceconomy findet neue Führung

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+ Jörn Werner wird neuer CEO
+ Karin Sonnenmoser übernimmt CFO-Posten
+ Streit und MediaSaturn schwelt weiter

Monatelang taumelte die Ceconomy AG nach dem Abgang von CEO Pieter Haas und CFO Mark Frese führungslos umher. Nach langen, teilweise auch öffentlich geführten Debatten konnte nun eine offenbar tragfähige Lösung gefunden werden.

Neues Führungspersonal gefunden
So wurde nun bekanntgegeben, dass mit Wirkung zum 01. März 2019 Jörn Werner die Nachfolge von Pieter Haas als CEO antreten wird. Zudem wurde auch eine Nachfolge für den zurückgetretenen CFO Mark Frese gefunden. Auf dessen Stelle wird die Schwäbin Karin Sonnenmoser ebenfalls ab dem 01. März die Nachfolge antreten, wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht.

Jörn Werner gilt als sehr krisenerprobt. Er führte drei Jahre lang die schwierigen Geschäfte von Auto-Teile Unger/ATU, welche nach der Übernahme durch eine sogenannte Heuschrecke kurz vor der Pleite stand und hoch verschuldet war. Karin Sonnenmoser kommt hingegen von Volkswagen und Zumtobel. Sie gilt als ausgewiesene Finanzexpertin.

Nachfolgediskussion eskalierte in der Öffentlichkeit
Damit endet die lange führungslose Zeit im Unternehmen und begräbt zudem vorläufig einen erbitterten, teils öffentlich ausgetragenen Streit. Zuletzt hatte sich vor allem die Freenet AG durch ein Interview mit dem Manager-Magazin in die Diskussion um die Nachfolge eingeschaltet. Freenet-CEO Christoph Vilanek forderte darin, dass ein neuer Chef bei Ceconomy von außen kommen und auf jeden Fall auch Führungsaufgaben im operativen Geschäft der Ceconomy-Tochter MediaSaturn wahrnehmen solle. So müsse der Chef von MediaSaturn für den stationären Handel, der Ceconomy-Chef hingegen für die Transformation und Digitalisierung zuständig sein.

Vilanek begründete dies damit, dass sich externe Manager mit fundamentalen Änderungen, wie sie bei Ceconomy zweifellos anstünden, in der Regel leichter täten. Zudem gab er im Interview an, selbst bei der Ceconomy AG nach den enttäuschenden Geschäftszahlen interveniert zu haben. So habe der dem Ceconomy-Vorstand in einem Brief seinerzeit das Vertrauen entzogen und personelle Konsequenzen gefordert.

Irritierte Reaktionen auf Vilanek-Äußerungen
Die Aussagen Vilaneks sorgten jedoch mitunter für irritierte Reaktionen am Markt. Jochen Krisch, Redakteur bei excitingcommerce.de schrieb beispielsweise, dass es sich nun räche, bei der Entlassung der Ceconomy-Führung keinen Plan B gehabt zu haben. Auch Mitaktionäre bei Ceconomy gaben sich mitunter verschnupft. So sei die Freenet AG doch nur mit 9,1% an Ceconomy beteiligt und damit lediglich drittgrößter Aktionär. Der Mobilfunker würde sich mit seinen Forderungen größer machen, als er wirklich sei, lautete mitunter der Vorwurf an die Adresse Christoph Vilaneks.

Convergenta schaltet sich ein
Den größten und wohl auch mächtigsten Widerspruch erhielt Vilanek jedoch aus dem Hause MediaSaturn selbst. So äußerte sich vor allem die Convergenta GmbH, welche in den Medien immer mal wieder als streitlustig in Erscheinung tritt, kritisch angesichts der Vilanek-Aussagen. Da sich die MediaSaturn-Holding zu lediglich 80% in Besitz der Ceconomy befindet und zu 20% der Convergenta gehört, hat man auch dort ein großes Wörtchen im operativen Geschäft mitzureden.

Man wundere sich sehr über die Aussagen Vilaneks, hieß es von Seiten der Convergenta. Die MediaSaturn-Holding sei rechtlich ein eigenständiges Unternehmen, in dem Vilanek kein Gesellschafter sei. Zudem habe man mit Ferran Reverter erst vor wenigen Wochen einen neuen CEO bestimmt. Die Convergenta zeigte sich dennoch gesprächsbereit, was die Zukunft von MediaSaturn anginge. Man stünde zur Verfügung, falls er [Christoph Vilanek] oder andere wesentliche Aktionäre der Ceconomy AG sich hierüber austauschen wollten.

Mit der nun getroffenen Personalentscheidung bei Ceconomy scheint damit nur ein kleiner Teilbereich des Streites ausgeräumt. Inwieweit sich künftig der Einflussbereich von Ceconomy auch auf das operative Geschäft der Media-Saturn-Holding erstrecken wird, ist nach wie vor offen. Die Convergenta wird dabei wohl kaum freiwillig Macht abgeben wollen.


Kommentar: Gemeinsam ist man stärker
Man darf die Ceconomy AG für die nun getroffenen Personalentscheidungen durchaus beglückwünschen. Mit Jörn Werner und Karin Sonnenmoser ist offenbar das gelungen, was viele nicht mehr für möglich gehalten hatten: Echtes Spitzenpersonal für die angeschlagene Ceconomy AG zu finden.

Wo man auf personeller Seite nun gut aufgestellt zu sein scheint, ist es ab sofort umso wichtiger, endlich den Streit um die Zukunft der Media- und Saturn-Märkte beizulegen. Um die beiden bisherigen Digitalisierungsverlierer aus der Krise zu führen bedarf es eines gemeinsamen Planes aller Beteiligten. Das schließt Freenet und die Convergenta ausdrücklich mit ein. Streitigkeiten und Kompetenzgerangel bringen das Unternehmen jedoch nicht weiter und beschädigen das Vertrauen in die Märkte nur noch mehr.

Man darf daher gespannt sein, ob es den Beteiligten gelingt, ihre Egos – von denen es in dieser Angelegenheit nicht gerade wenige gibt – zumindest eine Zeit lang zurückzunehmen und gemeinsam an einer profitablen Zukunft für Ceconomy zu arbeiten. Solange dies nicht der Fall ist, dürfte kaum Druck vom Aktienkurs genommen werden.

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