Regenbogen AG: Camp Prerow offenbar weiter gefährdet

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+ Pachtvertrag in Prerow zwar verlängert
+ Aber: Camp-Verkleinerung weiterhin geplant
+ Camp Born unter Bebauungsdruck

Vor rund zwei Wochen legte die Regenbogen AG ihren Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr vor. Darin wurde unter anderem verkündet, dass es gelungen sei, den Pachtvertrag für das Camp Prerow um 24 Jahre bis Ende 2042 zu verlängern. Dem vorausgegangen war ein langer Streit, in welchem die Zukunft des Camps zur Disposition stand. Können Aktionäre nun also aufatmen? Mitnichten, denn wie die Ostsee-Zeitung berichtet, gibt es nach wie vor Bestrebungen, das Camp deutlich zu beschneiden. Dies wäre ein harter Schlag für die Kieler Gesellschaft.

Camp Prerow nach wie vor unter Beschuss
Die Gemeinde Born auf dem Darß und die Kieler Regenbogen AG pflegen ein durchaus schwieriges Verhältnis zueinander. Zwar sind beide Parteien voneinander abhängig, doch immer wieder gibt es auch Ärger, vor allem um das Camp in Prerow. Lange Zeit war das Schicksal des Camps unklar. Würde die Anlage weiterhin so bestehen wie bisher? Würde sie verkleinert? Oder gar völlig abgebaut?

Mit der Verlängerung des Pachtvertrages schien die Zukunft des Camps nun augenscheinlich geklärt zu sein. Doch in Wahrheit ist die Anlage in ihrer heutigen Größe offenbar immernoch gefährdet. Dabei kann man mit Fug und Recht behaupten, dass das Camp Prerow für beide Seiten – sowohl für die Regenbogen AG, wie auch für die Gemeinde Born auf dem Darß – von elementarer Bedeutung ist.

Gemeinde Born auf Abgaben angewiesen
Regenbogen und Born sind in erster Linie soetwas wie beste Freunde. Durch die Kurabgabe von Urlaubern haben sich die Campingplätze der Regenbogen AG im Gemeindegebiet als unverzichtbare Goldgrube für die Gemeindekasse erwiesen. In 2018 zahlten allein die Camper des Camps Prerow Kurabgaben in Höhe von 669.000 Euro an die Kommune. Für das Camp Born kamen nocheinmal rund 154.000 Euro hinzu. Zusammen sind dies 823.000 Euro, auf die die Gemeinde Born nicht pfeifen kann. Dabei sind Dinge wie Fremdenverkehrsabgabe und vieles mehr noch gar nicht mitgezählt.

Doch auch Abseits der finanziellen Belange zeichnet sich die Regenbogen AG in der Region für zahlreiche Arbeitsplätze und Teile der Infrastruktur verantwortlich. Zu den eigenen Arbeitsplätzen kommen noch Jobs bei Dienstleistern des Bau-, Sicherheits- und Reinigungsgewerbes hinzu. Auch kulturell bietet die Kieler Gesellschaft mit regelmäßigen Events auf den eigenen Campingplätzen in der Gemeinde so einiges.

Prerow für Regenbogen unverzichtbar
Doch auch aus Sicht der Regenbogen AG ist das Camp unverzichtbar. Prerow ist die wichtigste Anlage im Regenbogen-Portfolio und zudem auch soetwas wie die Keimzelle des gesamten Unternehmens. Im Jahr 1991 hatten Rüdiger Voßhall und Gerhard Rosorius mit den Plätzen Prerow und Boltenhagen angefangen und sich so Schritt für Schritt die heutige Regenbogen AG aufgebaut. Mit 1.200 Stellplätzen ist Prerow zudem das zugkräftigste Pferd im Stall der Kieler Gesellschaft. Aus dem Geschäftsbericht 2018 geht hervor, dass das Prerower Camp mit über 4,2 Mio. Euro und damit zu fast 30% am Gesamtumsatz der Regenbogen AG beteiligt ist.

Ein Wegfall der Anlage oder auch nur eine Beschneidung dieser wäre daher eine echte Katastrophe für das Unternehmen. Nicht nur wegen des großen Umsatzeinbruches, sondern auch wegen einer bestehenden Rückbau-Verpflichtung, die die Regenbogen AG zu erfüllen hätte. Laut Pachtvertrag muss die Regenbogen AG für den Fall, dass das Gelände nicht mehr weiterhin als Campingplatz genutzt wird, für die Beseitigung der baulichen Anlagen aufkommen. Im Geschäftsbericht wird dieser Fall mit geschätzten Kosten in Höhe von rund 256.000 Euro beziffert. Geld in die Hand zu nehmen, um eigene Vermögenswerte zu beseitigen? Der Albtraum eines jeden Anlegers!

Regenbogen und Born: „Ziemlich beste Freinde“
Dass man das Verhältnis zwischen der Regenbogen AG und der Gemeinde Born auf dem Darß trotz obiger Win-Win-Situation wohl bestenfalls nur als „ziemlich beste Freinde“ bezeichnen kann, mag auf den ersten Blick erstaunen. So gibt es zwischen den aus finanziellen Gründen besten Freunden jedoch auch einige kritische Punkte in der Beziehung. Blickt man nämlich abseits der Kassenlage einmal ausschließlich auf Naturschutzaspekte, so werden aus den besten Freunden plötzlich beste Feinde.

Hintergrund: Das Camp Prerow liegt nicht nur in einer malerischen Landschaft mitten an der wunderschönen Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns, sondern zudem auch praktisch komplett innerhalb der Schutzzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Dies führt freilich zu mitunter hitzigen Diskussionen innerhalb der Gemeinde, aber vor allem unter Naturschützern.

Regenbogen AG Camp Prerow
Wer hier nicht Lust auf Urlaub bekommt, dem ist nicht mehr zu helfen: Das Camp Prerow. Doch die Anlage liegt fast komplett im Gebiet des Nationalparks | © Regenbogen AG

Hat sich das Camp in den Nationalpark „hineingefressen“?
Diese werfen der Regenbogen AG vor, das Camp Prerow habe sich in den Nationalpark „hineingefressen“. Allerdings besteht der Campingplatz bereits seit über 25 Jahren in seiner heutigen Größe. Auch auf alten Vergleichsbildern ist nicht ersichtlich, dass sich der Campingplatz in den Nationalpark verschoben hätte, sodass von einem „Hineinfressen“ aus Sicht des SH-Investors eher nicht die Rede sein kann. Fairerweise muss an dieser Stelle jedoch auch gesagt werden, dass der Campingplatz Prerow in seiner heutigen Form als Regenbogencamp erst zu einer Zeit entstand, als der Nationalpark bereits existierte. Am 1. Oktober 1990 wurde die Vorpommersche Boddenlandschaft zwei Tage vor der Wiedervereinigung als letzter Nationalpark der DDR unter Schutz gestellt. Das heutige Regenbogencamp als Fortführung des in den 1950er Jahren errichteten Volkseigenen Betriebs „Zeltplatz Prerow“ entstand hingegen erst ein Jahr später – natürlich mit allen erforderlichen Genehmigungen.

Doch folgt man der Interpretation des „Hineinfressens“, so muss dies auch für zahlreiche andere Bauten und Anlagen innerhalb des Nationalparks gelten, immerhin erstreckt sich der Park Vorpommersche Boddenlandschaft großflächig und spart auch diverse andere bauliche Anlagen innerhalb der Schutzzone nicht aus. Auch in diesen Bereichen entstanden in der Vergangenheit zahlreiche Neu- und Erweiterungsbauten, um den Tourismus in der Region zu fördern. In der Regel wurden diese Projekte sogar vom Bund im Rahmen der Wiedervereinigung gefördert.

Probleme auch im Nationalpark
Die Regenbogen AG ist mit ihrem Campingplatz also kein Einzelfall, sondern höchstens soetwas wie der größte Flächennutzer innerhalb des Nationalparks. Doch selbst das könnte sich schon bald ändern: Derzeit plant die Gemeinde Born den sogenannten Borner Holm – ein Niederungsgebiet nahe des Dorfes Born – aus der Schutzzone herauszulösen und dort ein Ferienhausgebiet für Gutbetuchte zu errichten.

Blickt man zudem einmal etwas genauer auf den Campingplatz Prerow, so offenbart sich eine für die Regenbogen AG und überhaupt für Campingplätze typische, sehr lockere Gestaltung der Anlage mit großen Abstandsflächen zwischen den einzelnen Parzellen, sodass teilweise sogar Wald mitten dort wachsen kann, wo Camper sich erholen. Die Intensität der Nutzung kann demnach kaum mit beispielsweise der eines Hotels oder ähnlichen versiegelnden Bauten verglichen werden. Doch natürlich können solche Argumente den Naturschutzbelangen eines Nationalparks kaum wirklich gerecht werden.

In der Vergangenheit machte der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft jedoch auch selbst immer wieder negativ von sich reden. Unter anderem von schlechter Gewässerqualität wird berichtet. Doch auch selbstgemachte Probleme machen dem Nationalpark weiter zu schaffen. So sind in der Vergangenheit immer wieder Waldflächen abgeholzt und mit nicht-heimischen Bäumen wieder aufgeforstet worden. Zudem sind viele Abholzungen von Bürgern und Touristen als „zu großzügig“ kritisiert worden.

Reduzierung der Stellplätze weiterhin geplant
Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor den Wunsch, das Regenbogen-Camp in Prerow in seiner Größe zu beschneiden. So berichtet die Ostseezeitung, dass das Camp Prerow in seiner heutigen Größe weiterhin auf der Kippe steht. Laut Gernot Haffner – seit einigen Jahren Leiter des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft und damit nicht verantwortlich für frühere Probleme des Parks – sei die Pacht mit der Regenbogen AG zwar verlängert worden, doch die Dauer der Nutzung als Campingplatz sei im neuen Vertrag nicht festgehalten worden. Es werde auch künftig weitere Gespräche mit der Kieler Gesellschaft geben, so Haffner gegenüber der Ostsee-Zeitung. Ziel sei weiterhin eine – so wörtlich – deutliche Reduzierung der Stellplätze. Die Zukunft des Camps Prerow steht also nach wie vor in den Sternen.

Überhaupt ist die Lage auf dem Gelände des Camps Prerow im höchsten Maße verworren. Eigentümer des Geländes ist zum größten Teil die Bundesrepublik Deutschland. Diese lässt ihre Grundstücke bekanntermaßen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwalten. Die Regenbogen AG, welche selbst nur Pächter des Geländes ist, hat ihren Vertrag daher mit der Bima abgeschlossen. Die Planungshoheit über das Gelände hat jedoch die Gemeine Born. Sprich: Sie darf entscheiden was dort gebaut und wie das Gelände genutzt werden darf. Doch damit noch nicht genug der Verwirrung: Zudem liegt der Campingplatz wie berichtet zu weiten Teilen auf Flächen des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Angesichts dieser Lage wird klar, wie schwer es tatsächlich sein wird, alle Interessensgruppen unter einen Hut zu bekommen. Eine Lösung zur Zufriedenheit aller dürfte praktisch nicht möglich sein.

Regenbogen AG Rüdiger Voßhall
Steht vor schwierigen Verhandlungen: Rüdiger Voßhall, CEO der Regenbogen AG | © Regenbogen AG

Gemeinde Born: Lieber ohne Massentourismus?
Bei einem Treffen aller Nationalpark-Leitungen aus Deutschland machten die Naturschützer kürzlich schonmal ihren Standpunkt klar. So wurde angekündigt, dass man in Born künftig weg wolle vom Massentourismus. Stattdessen solle mehr auf Qualität des Tourismus geachtet werden. Auch die zunehmend stärker werdende Kommunalpartei Borner Alternative – welche nichts mit der AfD zu tun hat – will nach eigener Aussage die Bettenzahl in der Gemeinde auf gar keinen Fall weiter ansteigen lassen.

„Mehr Qualität“, „keine zusätzlichen Betten“ und „weg vom Massentourismus“? Das hört sich nicht so an, als brächen für den Campingplatz Prerow goldene Zeiten an. Man sollte dabei jedoch auch im Blick haben, dass gerade die Campingplätze der Regenbogen AG – für ihr Segment betrachtet – ohnehin nicht auf den Massentourismus setzen. Mit satten 1.200 Stellplätzen in Prerow dürfte dies der Öffentlichkeit jedoch nur schwer zu vermitteln sein.

Kampf um die Natur auch im Camp Born
Überhaupt kämpft die Regenbogen AG in Born aktuell an mehreren Fronten gleichzeitig. So ist neben dem Camp Prerow derzeit auch das Camp Born, welches ebenfalls im Gemeindegebiet liegt, unter baulichem Beschuss. Zum einen ist es geplant, einen Sportplatz direkt nordöstlich neben dem Camp in Born zu errichten. Zum anderen wird derzeit ebenfalls eine Bebauung des Borner Holms südöstlich des Camps angestrebt. Dieses Vorhaben erregte medial eine durchaus nennenswerte Aufmerksamkeit – sogar das ZDF berichtete – und könnte die einmalige Natur rund um Born beschädigen und so auch zu einem Attraktivitätsverlust der Regenbogen-Anlagen führen. Die Regenbogen AG steht mit ihren Plätzen bekanntlich für Camping in einmaliger Natur.

Immerhin: Gegen die Bebauung des Borner Holms hat sich längst eine Bürgerinitiative gegründet. Auch die Borner Alternative will den Bau des Ferienhausgebietes verhindern. Wie die Sache ausgeht, bleibt weiter abzuwarten. Mit 16 Hektar wären die Ausmaße des Bauprojektes auf dem Borner Holm gigantisch. Bisher ist die Fläche nicht nur Naturland, sondern zudem auch noch Landschaftsschutzgebiet und teilweise zum Nationalpark zugehörig.

Regenbogen AG Camp Born
Unter Bebauungsdruck: Das Regenbogen-Camp Born | Daten von OpenStreetMap, Veröffentlicht unter ODbL, © OpenStreetMap-Mitwirkende

Hinweis auf Interessenskonflikte
Der Autor dieses Beitrages hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Inhaber-Aktien der Regenbogen AG (ISIN: DE0008009564). Er plant derzeit keinen Kauf oder Verkauf dieser oder abgeleiteter Wertpapiere.


Transparenzhinweis vom 03.08.2021
Die ursprüngliche Fassung dieses Textes erweckte den Eindruck, das Camp Prerow sei erst nach Einrichtung des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft entstanden. Tatsächlich wurde der Zeltplatz Prerow jedoch bereits in den 1950er Jahren errichtet und schließlich nach Entstehung des Nationalparks als Regenbogencamp mit verkleinerten Ausmaßen in seiner heutigen Form fortgeführt.
Dieser Fehler konnte dank des Hinweises eines Lesers korrigiert werden. Der SH-Investor bedankt sich hierfür herzlich!

3 Kommentare

  1. …soweit ich weiß wir der Strand in Prerow schon seit den dreißiger Jahren als Badestrand genutzt. Seit der Gründung der DDR gibt es den Zeltplatz.
    Außerdem wurde die vom Regenbogen Camp als Zeltplatz genutzte Fläche schon mit Eröffnung als „Regenbogen Camp“ am Ende und am Anfang des Areals bereits gekürzt.

    1. Einen schönen guten Tag Herr Schreiber,

      vielen Dank für Ihren Kommentar! Sie haben vollkommen Recht mit dem was Sie schreiben. In der Tat besitzt Prerow eine lange Bade-Tradition. In amtlichen Unterlagen aus dem Jahr 2003 heißt es gar, Prerow sei bereits „seit über 100 Jahren Badeort“. Demnach wäre der Strand wohl schon zur Jahrhundertwende zu Erholungszwecken genutzt worden. Erstaunlich!

      Auch der Zeltplatz ist tatsächlich sehr alt. Dieser wurde Anfang der 1950er Jahre offenbar als „Betriebsferienlager“ errichtet, sofern ich richtig informiert bin.

      Ebenso stimmen Ihre Ausführungen bezüglich der Verkleinerung des Camps mit Übernahme durch Regenbogen 1991 vollkommen. Dies wollte ich auch im Artikel mit dem Satz „[…]besteht der Campingplatz bereits seit über 25 Jahren in seiner heutigen Größe.“ andeuten. Man erkennt die verkleinerten Flächen noch heute, beispielsweise via GoogleEarth. Während sich die natürliche Dünenlandschaft im Südosten seither weitgehend erholt zu haben scheint, wächst im Nordwesten mittlerweile ein junger Wald heran.

      Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg!
      Der SH-Investor

      NACHTRAG:
      Ah, jetzt verstehe ich überhaupt erst, worauf Sie oben anspielen. Tatsächlich war der Artikel an einer Stelle schlicht falsch formuliert: Natürlich ist das Camp als solches nicht erst in den 90er Jahren entstanden, sondern ist – wie Sie oben völlig korrekt schreiben – bereits deutlich älter und damit grundsätzlich auch älter als der Nationalpark. Ich habe die fehlerhafte Formulierung im Abschnitt „Hat sich das Camp in den Nationalpark hineingefressen?“ entsprechend korrigiert.
      Vielen Dank für den Hinweis, Herr Schreiber!

  2. Dieses Gequatsche ohne historischen Hintergrund und Fakten ist schon erbärmlich. Sehen Sie doch einfach in den „Campingwegweise DDR“ Herausgeber Komitee für Touristik und Wandern der DDR Redaktionsschluß 1973.
    Gemeinde Ostseebad Prerow 2384 3.900 Stellplätze, zu buchen über die Campingplatzzentrale Stralsund an oder fragen Sie mal Leute, die das damals alles miterlebt haben. Es gab weder Grundbücher noch Eigentumshinweise und jetzt schaukelt sich ein Nationalpark, über dessen Existenzberechtigung nachzudenken wäre, hoch und maßt sich Urteile und Vorschläge an. Genauso wie die grüne Friedenspartei plötzlich zum obersten Waffenhändler für die Ukraine wird. Na danke schön auch, was uns da derzeir regiert.

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