Regenbogen AG mit Rekordjahr 2020

Veröffentlicht von

+ Umsatz- und Ergebnispegel melden neue Höchststände
+ Ausblick für 2021 fällt deutlich finsterer aus
+ Was ist eigentlich in Egestorf los?

Für die gesamte Tourismusbranche war das Jahr 2020 ein extrem schwieriges Jahr. Zwangsschließungen, Abstandsgebote und Hygienevorgaben verhinderten für viele Betriebe ein gutes Geschäftsjahr des bis dahin boomenden Wirtschaftszweigs. Anders jedoch bei der Regenbogen AG: Der Ferienanlagen-Betreiber profitiert von einem starken Camping-Jahr und stellt dabei so manchen Unternehmensrekord auf!

Umsatz und Gewinn: Neue Pegelhöchststände

So ließ sich der Jahresumsatz der Regenbogen AG von der Corona-Pandemie offenbar kaum bremsen und notiert mit 17,27 Mio. Euro (+14,1%) auf einem neuen Rekordniveau. Dies ist vor allem massiven Umsatzsteigerungen auf zwei Anlagen zuzurechnen. So standen in Born und Nonnevitz jeweils ein Plus von 58,0%, bzw. 27,4% zubuche. Auch das größte Regenbogen-Camp in Prerow hat sich mit einem Zuwachs von 9,7% hervorragend entwickelt. Worauf diese teils sehr hohen Umsatzsteigerungen – von einer Preiserhöhung abgesehen – zurückgehen, verrät der Geschäftsbericht der Regenbogen AG jedoch nicht genauer.

Regenbogen AG Camp Prerow
War auch 2020 wieder sehr gefragt: Urlaub bei der Regenbogen AG | © Regenbogen AG

Doch nicht nur der Umsatz, auch der Jahresgewinn steigerte sich von 1,52 Mio. auf nun 2,34 Mio. Euro und damit auf einen neuen Rekordwert. Dass der Gewinn bei gleichzeitig stark gesunkenen betrieblichen Aufwendungen (-21,4%) nicht noch viel höher lag, ist einzig einigen Sondereffekten aus dem Vorjahr zuzuschreiben. So hatte in 2019 unter anderem eine hohe Versicherungserstattung für einen massiven Anstieg der sonstigen betrieblichen Erträge gesorgt. Dieser Effekt fiel in 2020 selbstverständlich ebenso weg, wie eine Belastung aus dem Vorjahr in Höhe von 2 Mio. Euro. Damals hatte man mit Alleinvorstand Rüdiger Voßhall eine Vereinbarung bezüglich einer „Onboard-Prämie“ nach dessen Ausscheiden aus dem Vorstand Ende 2022 abgeschlossen.

Trüber Ausblick auf das neue Jahr

Deutlich trüber als bei Umsatz und Ergebnis geht es allerdings im Prognosebericht für das Jahr 2021 zu. Unter anderem weil die gesunkenen Aufwendungen zum Gutteil auch auf die Nutzung von Kurzarbeitergeld zurückgehen, hält der Vorstand im Ausblick fest, dass sich zahlreiche Effekte aus 2020 nicht vollständig wiederholen lassen. Die Regenbogen AG rechnet daher für das aktuelle Jahr zwar mit einer stabilen Umsatzentwicklung, jedoch auch mit einem Jahresergebnis, welches sich deutlich unter dem Vorjahr bewegen soll. Voraussetzung für diese Prognose sei zudem noch, dass es zu keinerlei kapazitären Einschränkungen oder gar Schließungen von Campinganlagen bis spätestens Himmelfahrt kommt.

Christi Himmelfahrt liegt in diesem Jahr bereits am 13. Mai. Ein Eintreffen der Prognose erscheint angesichts einer wohl kommenden „bundesweiten Notbremse“ daher derzeit offen. Überhaupt unterläge die Prognose für 2021 zahlreichen Unsicherheiten, wie die Regenbogen AG betont. Das Auftreten von [Coronavirus-]Mutationen, Impftempo, Impfakzeptanz und Impfwirksamkeit sind da nur einige der Risikofaktoren, welche die Kieler Regenbogen AG im Geschäftsbericht nennt.

Hohe Liquidität und neue Töchter

Des weiteren relevant im Geschäftsbericht ist unter anderem der hohe Liquiditätsbestand, welcher sich unter anderem dank des starken Jahresergebnisses auf mittlerweile 7,47 Mio. Euro beläuft. Damit darf die planmäßige Rückzahlung der Unternehmensanleihe in Höhe von 5,5 Mio. Euro im kommenden Jahr aus Sicht des SH-Investors als weitgehend gesichert gelten.

Als Neuigkeit vermeldet der Geschäftsbericht zudem die Gründung einiger neuer Tochtergesellschaften. So ist das Unternehmensportfolio um die beiden 100%igen Töchter „Regenbogen Touristik und Immobilien die Zweite GmbH & Co. KG“ und die „Regenbogen Touristik und Immobilien die Dritte GmbH & Co. KG“ angewachsen. Außerdem ist die Regenbogen AG nun zudem noch zu 30% an der neugegründeten “Tourismus & Immobilien Bad Gandersheim GmbH“ beteiligt. Die restlichen 70% sind einer Bad Gandersheimer Immobilienentwicklerin, der Part AG, zuzurechnen.

Was ist eigentlich in Egestorf los?

Auffällig im Geschäftsbericht ist auch ein nach wie vor kaum messbarer Umsatz des Camps Egestorf in der Lüneburger Heide. Mit rund 350 Stellplätzen sollte man eigentlich etwas mehr erwarten können. So erzielen beispielsweise die Camps Wendtorf und Dransfeld mit 0,2 Mio. Euro, bzw. 0,3 Mio. Euro deutlich höhere Umsätze als Egestorf (2020: 0,0 Mio. Euro), obwohl diese Camps über rund 50, respektive 30 Stellplätze weniger als Egestorf verfügen.

Der Platz in Egestorf wurde 2009 durch die Regenbogen AG übernommen und erzielte in den Anfangsjahren noch durchaus nennenswerte Umsätze, die dann jedoch sukzessive immer weiter zurückgingen, wie die Umsatzübersicht von Egestorf laut der jeweiligen Geschäftsberichte zeigt:
2009: 0,2 Mio. Euro
2010: 0,2 Mio. Euro
2011: 0,2 Mio. Euro
2012: 0,2 Mio. Euro
2013: 0,1 Mio. Euro
2014: 0,1 Mio. Euro
2015: 0,0 Mio. Euro
2016: 0,0 Mio. Euro
2017: 0,0 Mio. Euro
2018: 0,0 Mio. Euro
2019: 0,0 Mio. Euro
2020: 0,0 Mio. Euro

Während die Regenbogen AG 2009 noch zugab, der Ergebnisbeitrag des frisch übernommenen Camps sei leicht negativ gewesen, betonte man damals auch, anstehende Investitionen würden hier zum Turnaround führen. Außerdem hieß es, ein Ausbau des Camps stehe noch bevor. Doch heute, 12 Jahre später, muss man wohl ernüchtert auf das Camp Egestorf blicken. Der Umsatz hat sich offensichtlich dezimiert und auch der Ergebnisbeitrag dürfte heute kaum positiver ausfallen als 2009. Riskiert man zudem beispielsweise per GoogleEarth einen Blick auf das Regenbogen-Camp Egestorf, so erscheinen Teile der Anlage verwildert zu sein. Dies bestätigen auch einige Rezensionen von Urlaubern. Dort wird gar vermutet, die Regenbogen AG habe das Interesse am Camp in Egestorf verloren. Es scheint also, als stünde das Regenbogen-Camp Egestorf vor einer ungewissen Zukunft.

Weitere News in Kürze

– Unter den Minderheitsaktionären steht die Tochtergesellschaft Voßhall Marketing immer mal wieder in der Kritik, vor allem wegen der engen Verflechtung zwischen der Regenbogen AG und der Familie Voßhall. Nun präsentiert der Geschäftsbericht jedoch durchaus starke Marketing-Zahlen. So sei es unter anderem mit Suchmaschinen- und Social Media-Werbung gelungen mit einem Einsatz von ca. 15.000 Euro rund 375.000 Euro Umsatz zu erzielen. Sollten diese Zahlen so stimmen, bleibt aus Sicht des SH-Investors festzuhalten, dass es wahrscheinlich ein guter Schachzug war, das Marketing den Söhnen des Vorstandes, Marc und Patrick Voßhall zu überlassen.
– Aus einer Betriebsprüfung für die Jahre 2014 bis 2018 entstand offenbar eine Gewerbesteuer-Nachzahlung in Höhe von 28.000 Euro. Dies entspricht einer Nachzahlung in Höhe von rund 5.600 Euro pro Jahr. Derartige Nachzahlungen nach Betriebsprüfungen sind durchaus üblich und angesichts eines damaligen Gewinns in Höhe mehrerer Hunderttausender Euro darf der Betrag wohl als eher niedrig angesehen werden. Der SH-Investor bewertet den Vorgang daher als Zeichen einer guten Buchführung der Regenbogen AG.
– Die Regenbogen AG zahlte seinen Mitarbeitern im Jahr 2020 einen Corona-Bonus in Höhe von rund 38.000 Euro. Dies entspricht ca. 220 Euro je Mitarbeiter.
– Laut Geschäftsbericht bestanden zum Bilanz-Stichtag am 31.12. hohe Forderungen aus dem Geld-Transit. Geld-Transit entsteht immer dann, wenn Geld von einem Konto auf ein anderes Konto innerhalb des Betriebes bewegt wird. Ein Beispiel:
Abbuchung eines Betrages X von Konto A am 10.04., Gutschrift desselben Betrages X auf Konto B am 11.04. Während der Geldabgang gemäß Kontoauszug bereits für den 10.04. verbucht werden muss, kann der Geldeingang erst einen Tag später wieder eingebucht werden. In der Zwischenzeit entsteht dann eine Forderung, die auf ein Verrechnungskonto namens „Geld-Transit“ gebucht wird.
An und für sich ist der Geld-Transit ein alltäglicher Vorgang in Betrieben, jedoch ist es eher unüblich, eine hohe Forderung aus dem Geld-Transit am Bilanz-Stichtag zu haben. Schließlich kommt man an Silvester eher selten auf die Idee, einen hohen Vermögensteil auf die Bank zu bringen oder umzubuchen. Dass der Vorgang vom Jahresabschlussprüfer entsprechend untersucht wurde, davon dürfen Aktionäre wahrscheinlich ausgehen, weshalb ein tatsächliches Vorhandensein des Forderungsbetrages aus Sicht des SH-Investors wohl als gesichert gelten darf.

Hauptversammlung erstmals virtuell

Die Hauptversammlung wurde durch die Regenbogen AG mittlerweile ebenfalls terminiert. Am 25. Mai um 13:00 Uhr werden sich die Aktionäre jedoch erstmals in der Geschichte der Regenbogen AG nicht mehr in Präsenz, sondern rein virtuell versammeln. Im letzten Jahr gelang es der Geschäftsleitung noch im September eine Präsenz-Hauptversammlung zu organisieren. Auf ein nochmaliges Vabanque-Spiel hat man angesichts einer dritten Corona-Welle und dem aktuellen Impf-Chaos in diesem Jahr offenbar keine Lust.

Regenbogen AG Rüdiger Voßhall
Zum ersten Mal virtuell und zum voraussichtlich vorletzten Mal überhaupt stellt sich Rüdiger Voßhall im Mai der Regenbogen-Hauptversammlung | © Regenbogen AG

Als Dividende werden der Hauptversammlung 9 Cent je Aktie vorgeschlagen. Im Vorjahr war die Dividende noch gänzlich ausgefallen. Rechtzeitig vor der diesjährigen Hauptversammlung wird es selbstverständlich einen Vorbericht zum Aktionärstreffen auf Der SH-Investor geben.


Hinweis: Der Autor dieses Beitrages hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien der Regenbogen AG. Er plant derzeit keinen Kauf oder Verkauf dieser oder abgeleiteter Wertpapiere.

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.