SLM Solutions – Das Wichtigste vom Q3-Conference Call

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+ Jahresprognose „im höchsten Maße“ von Q4 abhängig
+ Unternehmensstrategie auf dem Prüfstand
+ Bögershausen bekräftigt private Gründe für Abgang

Auch bei SLM Solutions gibt es einmal im Quartal einen Conference Call, wo Analysten die Gelegenheit haben, offene Fragen zu klären. Der SH-Investor fasst an dieser Stelle das Wichtigste aus dem Q3-Conference Call für Sie zusammen.

Erreichen der Umsatzprognose von Q4 abhängig
Zu Beginn des Calls sagte Investor Relations-Chef Dennis Schäfer, er sei zuversichtlich, dass SLM Solutions den Wandel zur Regelproduktion gemeinsam mit seinen Kunden gehen könne. Diese Tatsache werde sich früher oder später auch im Aktienkurs widerspiegeln.

Er präsentierte zudem eine Aktionärsstruktur, welche nach seinen Worten „stabil“ sein soll. „Es gibt da keine Veränderungen zur letzten Präsentation“. Der SH-Investor hat allerdings neben kleineren Veränderungen doch eine Neuerung ausmachen können. So ist erstmals Ex-Vorstand Henner Schöneborn nicht mehr als Einzelaktionär aufgeführt. Hierauf ging Schäfer jedoch nicht ein. Auch ob Schöneborn seine Aktien tatsächlich verkauft hat, ist nach wie vor unklar. Schöneborn besitzt oder besaß einen Anteil von 1,5%. Ein eventueller Verkauf wäre daher nicht meldepflichtig, bzw. nicht meldepflichtig gewesen.

Danach ging Schäfer auf die Jahresprognose ein. So sei die Umsatzprognose (90 bis 100 Mio. Euro) nun im höchsten Maße vom Verlauf des vierten Quartals abhängig. Die Tatsache, dass man in den letzten Monaten viele Maschinen „auf Halde“ produziert habe, sei in Erwartung eines starken vierten Quartals geschehen. So könne man nun ohne wesentliche Verzögerung rasch ausliefern.

Unternehmensstrategie auf dem Prüfstand
Dr. Axel Schulz gab in seiner Rede zu, dass die Unternehmensstrategie aktuell in der Phase einer Neubewertung sei: „Wir werden einige Dinge überdenken und Maßnahmen entwickeln, um an der Marktentwicklung besser teilzuhaben als in der Vergangenheit“, sagte er. Erste Ideen und Maßnahmen dabei seien:

„1. Wir werden die Verkaufs- und Service-Kapazitäten auf globaler Basis erhöhen.
2. Wir wollen sicherstellen, dass die SLM-Technologie die Anforderungen für industrielle Nutzung der additiven Fertigung erfüllt.
3. Wir machen gute Fortschritte dabei, Kunden auf ihrem Weg zu einer Serienproduktion im 3D-Druck zu beraten und zu unterstützen.
4. Aktuell verfeinern wir unsere Maschinen, inklusive Software-Updates, um SLMs Marktführerschaft zu sichern.“

Dr. Schulz kündigte zudem an, dass der Vorstand nach wie vor eine Ebitda-Marge im einstellig positiven Bereich erwarte. Die „Geschäftschancen“ befänden sich nach dem 3. Quartal auf einem Rekordniveau.

SLM setzt weiter auf Rahmenverträge
Anschließend sprach noch-CFO Uwe Bögershausen über seine Sicht der Dinge: „Unser langfristiger Ausblick von 500 Mio. Euro Umsatz und eine positive Ebitda-Marge von 20% bis 2022 wird bestätigt, jedoch wird die Strategie dorthin aktuell überarbeitet. Der Fokus verbleibt auf langfristige Rahmenverträge und Kooperationsabkommen. Überhaupt wollen wir eine enge und langfristige Beziehung mit unseren Kunden pflegen. Der Produkt-Mix wird dabei Maschinen umfassen, die mehr auf die Serienproduktion ausgerichtet sind, in anderen Worten: Multi-Laser-Maschinen und Automatik-Lösungen zur Produktion von Teilen“, so Bögershausen.

Und weiter: „In der Rückschau muss ich zugeben, dass es offenbar mehr Zeit braucht, als ursprünglich in 2016 erwartet, um die Geschäftschancen in Rahmenverträge umzusetzen und diese zum Laufen zu bringen. Dennoch ist genau dies nach wie vor ein wichtiger Teil unserer Strategie und die richtige Richtung in die das Unternehmen steuert. Dies ist unsere feste Überzeugung und die langfristige Prognose wird daher bestätigt.“

Persönliches Statement von Bögershausen
Doch Bögershausen war noch nicht fertig, seinen ernsten Glauben an die Zukunft des Unternehmens zu betonen. Vor dem Frage-Antwort-Teil schloss er ein persönliches Statement an: „Bevor wir nun in die Fragen und Antworten gehen, lassen Sie mich noch ein paar persönliche Worte sagen. Wir hatten in der letzten Woche noch eine andere Nachricht und diese bezog sich auf meinen Vertrag. Wir haben veröffentlicht, dass ich meinen Vertrag nicht mehr über den 13. Juni hinaus verlängern werde. Die Gründe hierfür sind sehr persönlich und haben nichts mit dem Unternehmen als solches zu tun“, so Bögershausen.

Und weiter: „Ich bleibe dennoch auch weiterhin als Aktionär dabei. Ich glaube stark an dieses Unternehmen und an dessen Position, wie auch an die Technologie. Mit unserem aktuellen Management-Team sind wir bestens auf künftiges Wachstum vorbereitet. […] Mir ist bewusst, dass die letzten beiden Jahre sehr herausfordernd waren. Nichtsdestotrotz ist das Fundament da. Die Wachstumsperspektiven sind vorhanden und dies bildet das Fundament für das Unternehmen und das alles ist weiterhin intakt“, schloss Bögershausen.

Der Frage-und-Antworten-Teil
Dann ging es in die Frage-Runde hinein. Wir fassen die gemachten Aussagen im Folgenden zusammen. Die antwortende Person steht dabei in Klammern:

Bei der Pulver-Herstellung sei die Strategie überarbeitet worden. 2016 habe es einen Mangel an High-Quality-Pulver gegeben. Man habe daher einen zwei-stufigen Prozess gestartet:
1. Herstellung eines standardmäßigen Aluminium-Pulvers, um den [quantitativen] Ansprüchen der Industrie gerecht zu werden.
2. Überarbeitung von bestehenden Legierungen und Entwicklung von Pudern, die noch besser zur Industrie und zur SLM-Technologie passen.
Doch in der Zwischenzeit gäbe es eine Reihe neuer Hersteller mit ausreichender Kapazität, sodass man sich nun auf Punkt Zwei der Strategie konzentriert. Man wolle dabei mit anderen Unternehmen kooperieren. (Bögershausen)

Der Rahmenvertrag mit dem chinesischen Großkunden sei nicht gefährdet. Es habe große Vorauszahlungen geben und man wisse, dass der Kunde die Teile produzieren müsse, weshalb er die Maschinen brauche. Die verbleibenden Maschinen aus dem Rahmenvertrag würden zu Beginn des Jahres 2019 abgerufen. (Bögershausen)
Auf die gezielte Nachfrage eines Analysten, was denn genau in China passiert sei, ging Bögershausen jedoch nicht ein. Zwischenzeitlich aufgetauchten Gerüchten zufolge handelt es sich bei der kaputten Maschine im Übrigen um einen vom Kunden unverschuldeten Transportschaden.

Bei den zahlreichen Kunden aus China handelt es sich um viele Newcomer in der Branche des 3D-Drucks. Daher nutze man das Jahr 2018, um diese Kunden zufriedenzustellen und sie auf den Weg in die additive Fertigung zu bringen. Dieses Geschäft sei nicht vergleichbar mit anderen Kundenbeziehungen. Manchmal tauchen dort Probleme auf, die es mit westeuropäischen Kunden nicht gebe. Es werde eine Zeit lang brauchen, um die Kunden erfolgreich in den 3D-Druck zu bekommen. (Bögershausen)

Die Ebitda-Prognose „wird von Seiten des Unternehmens aktuell nicht zu sehr kommentiert“. Es werde eine positive, einstellige Marge am unteren Ende der Spanne geben. Das langfristige Ziel einer Ebitda-Marge von 20% bis zum Jahr 2022 könne bestätigt werden. (Bögershausen)
Auch bezüglich der Umsatzprognose gab man sich zuversichtlich. Man sei in der finalen Verhandlungsphase für viele verzögerte Projekte aus dem dritten Quartal. Dazu käme noch das Jahresendgeschäft, weshalb man zuversichtlich sei, die Jahresumsatzprognose noch erreichen zu können. (Dr. Schulz)

Die Unternehmensstrategie bleibe grundsätzlich, Maschinen zu produzieren. Man werde keine Teile im Auftrag der Kunden anfertigen. (Dr. Schulz)
Die Strategie werde jedoch insofern geändert, als man mehr Personal für den Service am Kunden bereitstellen wolle („After-Sales-Geschäft“), sprich: mehr Verkaufs- und mehr Service-Teams. Die Ausweitung des [Personal-]Bestandes sei durch Geldpositionen gedeckt. Später war jedoch von einer Ausweitung des [Personal-]Bestandes keine Rede mehr. Dort hieß es, es solle keine Neueinstellungen geben. Das Personal solle vielmehr durch Umschichtungen frei werden. Aus welchen Bereichen das Personal kommen solle, sei noch nicht bekannt. (Bögershausen)

Zudem wurden einige neue Kenndaten für die neue Maschine bekannt. Aktuell nennt Uwe Bögershausen sie die „SLM 600, auch wenn sie letztlich wohl nicht so heißen wird“, so Bögershausen. Die Maschine solle eine Grundfläche von 600 x 600 mm haben, aber so hoch sein wie die SLM 800. Und es sollen „mehr als 4 Laser sein, vielleicht bis zu 12 Laser“. Dazu gebe es ein neues Konzept zum Schmelzen des Materials für eine deutlich höhere Produktivität. Dies stelle einen Durchbruch in der Produktivität und bei den Stückkosten dar. Die Arbeiten an der SLM 600 seien im Zeitplan. (Bögershausen)
Die SLM 600 solle im November 2019 zur formnext auf den Markt gebracht werden. (Dr. Schulz)

Mit der Bank gebe es bisher keine Schwierigkeiten. Man sei in einem „regulären Kontakt“ mit der Bank und sehe dort keine Schwierigkeiten. (Bögershausen)

Positive Nachrichten von Seiten des Unternehmens wird es so schnell wohl erstmal nicht geben. Man arbeite aktuell an Rahmenverträgen mit bekannten westlichen Namen. Man glaube jedoch nicht, dass man bereits auf der formnext etwas bekanntgeben könne. Aber man werde doch weitere Gespräche führen. (Bögershausen)

Auf die Frage, wie viele Maschinen im bisherigen vierten Quartal bereits ausgeliefert worden seien, gab es keine Antwort. Dies sei ein vierteljährlicher Report [für das dritte Quartal], weshalb man erst Ende Dezember neue Zahlen präsentieren werde. Man wisse, dass diese Telefonkonferenz aufgezeichnet werde und wahrscheinlich auch Konkurrenten zuhören würden. Man bitte deshalb um Verständnis dafür, dass es hierzu keine Auskunft geben könne. (Bögershausen)
Der betroffene Analyst äußerte sein Verständnis.


Quellen:
– Der Conference Call im Webcast

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