Vor den Halbjahreszahlen: Was Regenbogen-Aktionäre jetzt erwarten dürfen

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+ Neuer Rekordgewinn in Aussicht
+ Husum könnte Ergebnis belasten
+ Dividenden bleiben wohl auch weiterhin niedrig

Der Sommer 2018 war in Norddeutschland der zweitwärmste und zugleich der trockenste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Was Landwirte und Gärtner zur Verzweiflung treibt, freut die Touristiker, allen voran die Regenbogen AG. Die Campingplätze im Norden konnten sich vor Anfragen kaum retten, so meldete es zumindest der Norddeutsche Rundfunk auf dem Höhepunkt der Hitzeperiode. Wer spontan anreist, hatte mitunter Probleme, noch einen Stellplatz für das eigene Wohnmobil zu finden, hieß es.

Im Vorjahr noch freie Kapazitäten
Das erinnert mich an eine Aussage von Regenbogen-Alleinvorstand Rüdiger Voßhall auf der diesjährigen Hauptversammlung. Ein Aktionär hatte nachgefragt, wie es denn um die Buchungssituation der Regenbogen-Campingplätze bestellt sei. Daraufhin antwortete Voßhall, dass man im vergangenen Jahr niemals vollkommen ausgebucht gewesen sei. Man habe niemanden wegschicken müssen. Im Gegenteil: In der Regel seien auf allen Plätzen durchaus noch Kapazitäten frei gewesen.

Buchungssituation als großes Steigerungspotenzial
Das klang ersteinmal ziemlich negativ. Fast so, als würde ein Manager zugeben, dass die Maschinen in der neugebauten Werkshalle kaum ausgelastet seien, weil man schlicht zu groß geplant habe. Ich glaube, nicht wenige Aktionäre die in der Ostseehalle zugegen waren, haben diese Aussage in der Tat ein wenig enttäuscht zur Kenntnis genommen.
Doch dafür gibt es meiner Meinung nach keinen Grund. Ich würde diese Aussage, ganz im Gegenteil, sehr positiv bewerten wollen. Wenn die Regenbogen AG trotz dieser – nennen wir sie einmal – mageren Buchungsverhältnisse derart profitabel ist, wie es die Geschäftszahlen der letzten Jahre es offenbart haben, dann fragt man sich geradezu, was erst passieren mag, wenn man mal so richtig ausgebucht ist.

Vorjahreswetter regnerisch
Vielleicht darf ich an dieser Stelle noch einmal das Wetter im letzten Jahr in Erinnerung rufen: In Norddeutschland waren die meisten Sommertage mit einer mehr als 100%igen Luftfeuchtigkeit und von viel Regen begleitet. Mit erschreckender Regelmäßigkeit wurde die norddeutsche Landschaft mit vielen Pfützen garniert. Ganz anders präsentierte sich hingegen dieser Sommer. „Wer den Platz jetzt nicht voll hat, macht etwas verkehrt“, wurde ein Platzbetreiber aus Mecklenburg-Vorpommern in der Presse zitiert.

Regenbogen profitiert vom Sommer stärker als die Konkurrenz
Und genau da kommt die Buchungssituation der Regenbogen AG im positiven Sinne ins Spiel. Während die häufig kleinunternehmerische Konkurrenz die Plätze nicht selten schon in den letzten Jahren recht voll hatte und in diesem Jahr daher kaum noch zusätzlich vom schönen Wetter profitieren konnte, könnte die Regenbogen AG durchaus in der Lage gewesen sein, ihre Buchungszahlen nocheinmal ganz erheblich zu steigern. Dies dürfte auch die Profitabilität entsprechend erhöht haben.

Rekordgewinn voraus?
Was können die Aktionäre der Regenbogen AG nun also erwarten? Vielleicht einen nochmaligen Rekordgewinn? Dies scheint angesichts der aktuellen Meldungen der Tourismusverbände durchaus realistisch. Nicht wenige Aktionäre mögen dies sogar für sehr wahrscheinlich halten. Ich würde mich der Meinung insgesamt zwar durchaus anschließen wollen, möchte jedoch auch einen mahnenden Zeigefinger erheben, damit die Erwartungen nicht zu hoch werden.

Neue Anlage in Husum als Kostenfaktor?
Mit der neuen Anlage in Husum hat die Regenbogen AG eine neue Anlage im Portfolio, die womöglich ersteinmal mehr Geld kosten könnte, als sie einspielt. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil man Husum offenbar nutzen möchte, um neue technische Verfahren zu erproben. Rüdiger Voßhall gab hierzu auf der Hauptversammlung einige interessante Beispiele. So ist offenbar unter anderem eine vollautomatische Schrankenanlage geplant – ein Projekt, welches seine Vorteile haben könnte, jedoch trotz Aktivierung in der Bilanz auch nicht ganz billig sein dürfte. Zudem berichtete der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag shz im April, dass die Saison in Husum offenbar erst mit einigen Wochen Verspätung beginnen konnte, da der Platz zuvor noch nicht betriebsbereit war.

Teure DSGVO
Hinzu kommen weitere allgemeine unternehmerische Risiken, die in diesem Jahr entweder erstmals aufgetreten sind oder sich momentan zunehmend verschärfen. Nehmen wir allein einmal das Thema Datenschutz. Die im Mai in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung – DSGVO – hat in vielen Betrieben mit einem B2C-Geschäftsmodell (Unternehmen mit Privatkunden) zu nicht unerheblichen Kosten geführt, auch wenn die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen offenbar weitgehend von den Unternehmen selbst abzuhängen scheinen.

Steigende Arbeitskosten
Oder nehmen wir die immer knapper werdende Zahl von Arbeitskräften in Deutschland. Als Unternehmer hat man derzeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt die Personaldecke immer dünner werden oder man zahlt den Angestellten immer höhere Gehälter. Während ersteres für die Regenbogen AG langfristig kaum geschäftsfördernd sein dürfte, kostet die zweite Variante viel Geld. All diese Faktoren könnten das Jahresergebnis somit durchaus belasten und ein traumhaftes Geschäftsjahr dann doch noch ein klein wenig versalzen.

Rekordgewinn voraus!
Nichtsdestotrotz ist insgesamt nach wie vor für 2018 von einem sehr positiven Jahresergebnis auszugehen. Ein neuer Rekord-Überschuss sollte nun in der Tat das Ziel der Regenbogen AG sein. Da stellen sich natürlich auch jetzt bereits einige Aktionäre Fragen zur Dividendenentwicklung. Eine ordentliche Erhöhung erscheint womöglich nicht wenigen angemessen. Doch auch hier möchte ich die Erwartungen ein wenig bremsen.

Weiterhin Dividendenpolitik auf Sparflamme?
Dass die Dividenden in den letzten Jahren ziemlich niedrig waren, lag ja nicht daran, dass es nicht mehr zu verteilen gegeben hätte. Vielmehr handelt es sich bei der Dividendenpolitik um eine völlig bewusste Entscheidung der Verwaltung, bzw. der Aktienmehrheit und damit von Rüdiger Voßhall. Die Regenbogen AG setzt vielmehr auf Wachstum denn auf Ausschüttungen und wird dies vermutlich auch in Zukunft weiterhin tun. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, als sei Rüdiger Voßhall unternehmerisch in irgendeiner Weise müde geworden und wolle „sein“ Unternehmen nun in eine CashCow verwandeln und das Wachstum bleiben lassen.

Acht Cent Dividende erwartet
Stattdessen wird er den Wachstumskurs vermutlich auch weiterhin fortsetzen. Ich rechne daher eher auch für die Zukunft mit Dividendenerhöhungen lediglich im ein-Cent-Takt, der sich in den letzten Jahren durchaus bewährt hat. So kann viel eher eine Dividendenkontinuität garantiert werden, als bei einer Vollausschüttung jemals erreichbar wäre. Sollte Herr Voßhall gegenüber den Dividendenjägern gnädig sein, erscheint mir allenfalls eine Dividendenerhöhung um 3 auf dann 10 Cent pro Anteilsschein möglich. Ich rechne jedoch momentan eher mit den logisch folgenden 8 Cent für das Geschäftsjahr 2018.

Zweites Halbjahr als Gradmesser
Dies ist alles jedoch noch ferne Zukunftsmusik. Die nächste Hauptversammlung ist schließlich erst in knapp 9 Monaten. Zunächst wird nun um die anstehenden Halbjahreszahlen für 2018 gehen. Der Halbjahresbericht wird jedoch wiedereinmal nur einen kleineren Teil der Wahrheit präsentieren, da die wichtigere Phase des Jahres für die Regenbogen AG traditionell in der zweiten Jahreshälfte zu finden ist.

Aktionäre frohlocken bereits
Die Aktionäre jedenfalls scheinen sich schon jetzt wie kleine Kinder auf die Zahlen zu freuen. Nachdem der Kurs in der ersten Jahreshälfte einmal fast auf 4 Euro gefallen war, wird mittlerweile gekauft, was das Zeug hält. Vor einigen Tagen hätte man beinahe die 6 Euro-Marke geknackt. Die Anleger sind also offenbar optimistisch. Hoffen wir, dass die Erwartungen dieses Mal nicht zu hoch geworden sind. Der Halbjahresbericht wird noch in diesem September erwartet. Ein konkretes Datum gibt es nicht.

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