+ WiWo berichtet über mögliches Aus für Service-Provider
+ Diensteanbieter sollen von 5G-Frequenzen ausgeschlossen bleiben
+ Ist die Diensteanbieterverpflichtung weiterhin in Gefahr?
Ein Zeitungsbericht aus der vergangenen Woche bezüglich der sogenannten Service-Provider darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Die Wirtschaftswoche hatte am Donnerstag berichtet, die großen Mobilfunknetzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und die spanische Telefonica (vormals e-Plus) planen die sogenannten Service-Provider von den neuen 5G-Frequenzen auszuschließen. Dies geht offenbar aus Protokollen des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) hervor, welche der Wirtschaftswoche vorliegen.
Harte Auseinandersetzung beim VATM
Hintergrund dieser Auseinandersetzung ist die sogenannte Diensteanbieter-Verpflichtung. Demnach sind die Mobilfunknetzbetreiber von der Bundesnetzagentur dazu verpflichtet worden, Diensteanbieter auf ihren Netzen agieren zu lassen. Unter dem Begriff Diensteanbieter – oder neudeutsche auch „Service-Provider“ – versteht man Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz, wie beispielsweise Freenet oder O2. Zusammen haben alle Diensteanbieter derzeit einen Marktanteil von rund 20 Prozent in Deutschland.
Aufgrund der für 2019 anstehenden Versteigerung von 5G-Frequenzen habe es Mitte Juni laut Wirtschaftswoche eine Sitzung des Verbandes VATM gegeben, auf welcher entschieden wurde, ob und inwieweit sich der VATM auch weiterhin für eine Beibehaltung der Diensteanbieter-Verpflichtung einsetzen soll. Da auf dieser Sitzung jedoch Telefonica und Vodafone gegen ein entsprechendes Engagement gestimmt haben, wird der VATM nun kaum noch politische Lobbyarbeit bei der Bundesnetzagentur im Sinne von Freenet, O2 und Co. betreiben können.
Diensteanbieter-Verpflichtung in Gefahr?
Sollte es tatsächlich auch bei 5G zu einem Wegfall der Diensteanbieter-Verpflichtung kommen, dann würde den Service-Providern schlicht und ergreifend nach und nach das Geschäftsmodell weitgehend entzogen. Letztlich wird jedoch die Bundesnetzagentur über die Versteigerungsmodalitäten für die 5G-Frequenzen entscheiden. Im Sinne des Wettbewerbs wäre es kaum denkbar weiterhin auf die Diensteanbieter-Verpflichtung zu verzichten. Andernfalls gäbe es auf lange Sicht wohl nur noch 3 Anbieter in Deutschland und die Hürden für den Markteintritt neuer Wettbewerber wären so hoch wie nur denkbar möglich.
Bereits im 4G-Netz („LTE“) gab es keine Diensteanbieter-Verpflichtung mehr. Dies führte dazu, dass laut Freenet-CEO Christoph Vilanek bereits der 4G-Standard zu einem „Luxus-Gu für Reiche“ geworden sei. Nach statistischen Daten können bisher lediglich knapp 30% der Nutzer von mobilem Internet auf LTE, bzw. 4G zurückgreifen. Damit würde Deutschland noch hinter Rumänien rangieren, so Vilanek. Überhaupt ist Freenet auch als Diensteanbieter zu einem großen Teil am Netzausbau in Deutschland beteiligt. Zwischen einer und zwei Millarden Euro würden jährlich an die Netzbetreiber gezahlt, um ihre Netze nutzen zu dürfen, gab das Unternehmen in einer Pressemeldung bekannt.
Nichtsdestotrotz kann kaum ausgeschlossen werden, dass die Bundesnetzagentur letztlich im Sinne der 3 großen Netzbetreiber entscheidet. In der Vergangenheit hatte es bereits einige strittige Entscheidungen gegeben, welche z.B. bei den neuen Glasfasernetzen künftig zu Wettbewerbsbeschränkungen führen dürften.
Kompromiss ist denkbar
Im Falle der Mobilfunknetze wäre durchaus auch ein Kompromiss zwischen den Interessen der Netzbetreiber und der Service-Provider denkbar. So könnte man für die 5G-Versteigerung einen Investitionsschutz für eine gewisse Zeitspanne festlegen. Nach Ablauf dieser Zeit wären die Frequenz-Käufer dann jedoch verpflichtet, ihre Netzkapazitäten erneut auch den Diensteanbietern zur Verfügung zu stellen. Dies würde auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die Deutschen bereits heute europaweit die höchsten Gebühren für das mobile Internet zahlen.
Um keine Panik bei den Freenet-Aktionären aufkommen zu lassen, muss jedoch an dieser Stelle gesagt werden, dass der WiWo-Bericht bisher angesichts seines Inhaltes erstaunlicherweise kaum Wellen geschlagen hat. Auch die Börsenkurse der deutschen Service-Provider blieben am Donnerstag weitgehend unangetastet. Dies liegt vielleicht auch daran, dass Christoph Vilanek sich zuletzt abschätzig über 5G geäußert hatte. Er sehe in den kommenden 5 Jahren keine Anwendung, durch welche 5G für den Privatanwender interessant würde, so der Freenet-CEO.
Weiterführende Links
Bericht der Wirtschaftswoche
Pressemitteilung von Freenet
Bericht von Golem.de