Dank starkem Q4: Drägerwerk erreicht Jahresprognose

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+ Jahresprognose für 2018 doch noch erreicht
+ „Super Q4“: Stefan Dräger hält sein Versprechen
+ Trüber Ausblick auf 2019: Aktie notiert leichter

Als erstes SH-Unternehmen konnte das Drägerwerk am Freitag vorläufige Geschäftszahlen für das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2018 vorlegen. Auch wenn die geringe Profitabilität immernoch schmerzt, können Aktionäre angesichts der erreichten Prognosen etwas aufatmen. Einzig der schwache Ausblick auf das neue Jahr dürfte vielen Anlegern wirklich wehtun.

Umsatz und Ebit: Prognosen erreicht!
Entgegen einiger Analysten- und wohl auch vieler Anleger-Erwartungen ist es dem Drägerwerk mit einem starken vierten Quartal offenbar doch noch gelungen, die im Rahmen der Q3-Zahlen neugefasste Prognose für das Gesamtjahr 2018 zu erreichen. So stiegen die Umsätze nominal zwar nur um einen Prozentpunkt, währungsbereinigt jedoch immerhin um rund 4% (Prognose: 2,0 bis 5,0% währungsbereinigt). Das Drägerwerk hat in 2018 somit rund 2,60 Mrd. Euro umgesetzt. In 2017 waren es noch 2,57 Mrd. Euro.

Auch beim Ebit konnte Dräger offenbar noch einen ordentlichen Schlussspurt hinlegen. Lag das Ebit nach neun Monaten noch bei -41 Mio. Euro und damit fernab jeglicher Prognosen, so ist es nun offenbar gelungen mit +2,3 bis +2,8%, bzw. +65 Mio. Euro doch noch in den positiven Bereich zu gelangen. Die Prognose lautete hier zuletzt auf eine Bandbreite zwischen 2,0 und 3,5%. Das Ziel wurde somit zwar erreicht, doch ein Jahr zuvor lag die Ebit-Marge noch bei (aus heutiger Sicht) stolzen 6,1 Prozent. Die Bruttomarge lag mit 43,3% rund 1,5% unter dem Ergebnis des Vorjahres.

Diesen starken Rückgang der Profitabilität führt das Drägerwerk in seiner Mitteilung vor allem auf drei Faktoren zurück:
– negative Währungseffekte, hier vor allem in den Schwellenländern,
– geplante Mehrausgaben zur Stärkungen der Bereiche Forschung & Entwicklung, sowie Vertrieb und
– ungeplante Mehrausgaben in den Bereichen Logistik und Qualitätssicherung (siehe Q3-ConferenceCall).

Auftragseingang im Aufwind
Besonders positiv haben sich hingegen weiterhin die Auftragseingänge entwickelt. So legte das Volumen der verbuchten Auftragseingänge in 2018 insgesamt um 2,2% zu. Währungsbereinigt waren es sogar 5,4%. Die Entwicklung der Auftragseingänge verlief in den drei bei Dräger definierten Regionen jedoch durchaus unterschiedlich:
Europa: nominal +1%; währungsbereinigt +3%
AAA (Asien, Afrika, Australien): nominal +3%; währungsbereinigt +6%
Amerika: nominal -2%; währungsbereinigt +4,5%

Stefan Dräger kann mit „Super Q4“ glänzen
Auch wenn mit den oben vorgelegten Zahlen längst nicht alle Aktionäre zufriedengestellt sein dürften, so muss man dem Unternehmen in jedem Fall zugute halten, dass es seine Versprechungen nach den enttäuschenden Q3-Zahlen doch noch vollkommen eingehalten hat. Angesichts immer mal wieder geäußerter Kritik an einer womöglich schlechten Prognose-Qualität bei Dräger zeigt der Vorstand somit, dass man in Lübeck durchaus noch fähig ist, die Lage des Unternehmens exakt einzuschätzen.

Im vergangenem November im Rahmen des Q3-ConferenceCalls hatte Stefan Dräger gesagt, man sei nun bereit für ein „Super Q4“, welches noch besser werden solle, als das ohnehin schon starke Q4 aus dem Vorjahr. Diese Versprechungen hat Stefan Dräger nun also eingelöst. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die verbesserte Prognose-Qualität bei Dräger auch wirklich von Dauer ist. Das Jahr 2019 wird damit erneut zur Bewährungsprobe.


Nominal oder währungsbereinigt: Welche Zahl ist wichtiger?
Was bei der Zahlen-Berichterstattung durch Dräger immer besonders augenscheinlich ist, sind die vielen vorgenommenen Währungsbereinigungen. Um unsicheren Anlegern hier ein wenig Orientierung zu geben, sei an dieser Stelle einmal folgender Grundsatz erwähnt:

Wer einschätzen möchte, wie die Aktie wohl in den kommenden Tagen und Wochen auf die hier vorgetragenen Nachrichten reagiert und wer die Börsenbewertung der Dräger-Aktie berechnen möchte ist gut beraten, vor allem einen Blick auf die nominalen Zahlen zu werfen. Schließlich wird die Aktie rein nominal in Euro gehandelt und auch die Dividende erhält der Aktionär ganz ohne Bereinigung und rein nominal in heimischer Währung. Auch Börsen-Neulinge sollten sich der Einfachheit halber vor allem an die nominalen Zahlen halten.

Geht es jedoch darum, die Qualität des Managements und die allgemeine Unternehmensentwicklung zu beurteilen, so sollte man eher auf die währungsbereinigten Zahlen schauen, da ein Unternehmensvorstand für die Entwicklung der Wechselkurse in der Regel nichts dafür kann. Dem Dräger-Vorstand wird jedoch mitunter auch vorgehalten, seine Geschäfte nicht unabhängig genug von Wechselkursveränderungen aufgestellt zu haben. Auch die Kritik, der Vorstand müsse sich – beispielsweise mit einem sogenannten Hedge – besser gegen Währungsverschiebungen absichern, wird immer wieder geäußert.

Letztlich lassen sich beide genannten Analysegrundsätze jedoch nie völlig voneinander trennen.


Trüber 2019er Ausblick
Was vielen Aktionären dann allerdings doch noch die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte ist der trübe Ausblick auf das Jahr 2019. So rechnet das Drägerwerk angesichts der insgesamt abnehmenden Wachstumsdynamik und zunehmender gesamtwirtschaftlicher Risiken im neuen Jahr nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum zwischen 1,0 und 4,0 Prozent.

Zudem würden auch in 2019 die begonnenen Investitionen in den Ausbau von F&E, sowie dem Vertrieb fortgesetzt. Die Profitabilität könne im neuen Jahr daher durchaus auch weiter absinken, warnt das Lübecker Unternehmen. Die Ebit-Marge für 2019 wird daher nur noch bei einem Wert zwischen 1,0 und 3,0 Prozent erwartet.

Aktienkurs verliert leicht bei steigendem Gesamtmarkt
Es dürften genau diese miesen Aussichten auf 2019 gewesen sein, die einige Dräger-Aktionäre offenbar zum Verkauf ihrer Papiere bewogen haben. Zwischenzeitlich sackte die Aktie um über 3 Prozent ab, konnte sich zum Handelsende jedoch wieder bei rund 1,5 Prozent im Minus stabilisieren – wohlgemerkt entgegen eines deutlich gestiegenen Gesamtmarktes.

Die endgültigen Geschäftszahlen für 2018 wird das Drägerwerk am 07. März 2019 veröffentlichen.


Quellen:
– DGAP-Meldung
– Meldung von dpa-AFX I
– Meldung von dpa-AFX II

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